Oktober 2014

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Tolle Tools – heute: Mauser

Heute will ich von einem ebenso kleinen wie unverzichtbaren Modul berichten, das die Mausbedienbarkeit von RISC OS auf einen ganz neuen Level hebt.

Mauser heißt das kleine Modul, Jörn Schröder hat es vor Urzeiten (1996) programmiert (ich habe insofern etwas dazu beigetragen, als ich es zur 32bit-Fähigkeit gepatcht habe), und trotz seiner überschaubaren Größe von 6332 Bytes (davon rund 2 KB Hilfetexte) strotzt es nur so vor Funktionalität. Mein Favorit: per Drag der mittleren Maustaste innerhalb eines Fensters kann man scrollen. Und zwar in beide Richtungen. Das spart unglaublich viele Mauswege zu den Scrollbars und tröstet über die in RISC OS eher sparsame Unterstützung des Mausrades hinweg. Drückt man gleichzeitig die linke oder rechte Maustaste, kann man das ganze Fenster bewegen – äquivalent also zu einem Drag der Fenstertitelleiste, wieder spart man Mauswege. Die Unterscheidung linke Maustaste (Fenster kommt in den Vordergrund) und rechte Maustaste (Fenster verbleibt in seiner Tiefe) ist selbstverständlich ebenso implementiert.

Ebenfalls unverzichtbar ist die Implementierung des “langen Doppelclicks”. Damit kann man Applications öffnen statt ausführen und Dateien in den Texteditor laden statt sie auszuführen. Für diese Funktionalität gibt es zig andere Module, aber wenn es das sowieso unverzichtbare Modul schon bietet…

Zusammen mit der rechten Strg-Taste kann man weiteren Schabernack treiben: mit Keypad-7 kann man den Mauszeiger auf horizontale Bewegungen einschränken, mit Keypad-9 auf vertikale. Nützlich wenn man in Draw mal schnell was ohne Gridlock zusammenzeichnet. Mit Keypad-2/4/6/8 simuliert man Mausbewegung, mit Keypad-1/3/5 die drei Maustasten.

Alternativ zu Mauser gibt es auch MouseAxess von Christian Flöter. Es wurden schon Maustooldiskussionen geführt, die durchaus den “mein-Editor-ist-besser-als-deiner” (ursprünglich als “vi vs Emacs” bekannt, in der RISC OS-Welt eher “Zap vs StrongEd”) Diskussionen das Wasser reichen können. Unnötig zu sagen, dass Mauser das deutlich überlegene Tool ist (Gruß an Stefan B. :-)).

Hier gibt es Mauser in der 32bit-Version zum Download. Das 26bit-Original gibt es natürlich noch auf dem FTP-Server der Uni Stuttgart, dem großen Archiv aus der guten alten Acorn-Zeit, passend zur Ära als PackDir-Archiv.

Neue RPCEmu-Version veröffentlicht: 0.8.12

Heute wurde von Peter und Matthew Howkins die RPCEmu-Version 0.8.12  veröffentlicht. Die Verbesserungen betreffen HostFS, den ARM-Emulationskern und die FDC-Emulation. Ein vollständiges Changelog steht zur Verfügung. Wahre Fans überwachen natürlich direkt das Mercurial-Repository.

Bei dieser Gelegenheit wurde der RPCEmu-Homepage auch gleich ein frischer Anstrich verpasst. Schlicht, aber elegant würde ich sagen. Das alte Design war doch sehr….zweckorientiert.

Die Vorgängerversion 0.8.11 wurde vor ziemlich genau einem Jahr veröffentlicht. Ich hoffe, dass sich die zukünftigen Release-Zyklen wieder etwas verkürzen – es gibt noch viel zu tun.

Tolle Tools – heute: AppDock II

Über die Jahre – nein, Jahrzehnte! – der Nutzung von RISC OS habe ich mich an einige schicke Tools gewöhnt, die bei der Arbeit unverzichtbar sind. Wann immer ich einen neuen RISC OS-Rechner einrichte (früher passierte das alle paar Jahre mal, aber dank der neuen superpreiswerten Hardware und den ganzen Emulatoren ist es inzwischen eher so gefühlter Wochentakt), packe ich das Basis-Toolset drauf. In loser Reihe will ich diese Tools kurz vorstellen. Die meisten sind Freeware, es spricht also nix für sofortiges Ausprobieren.

Mein wichtigstes Arbeitspferd im Stall ist AppDock II von Martin Würthner. Es handelt sich dabei um einen “NeXT style application launcher”, auf Deutsch: eine Startbasis für Anwendungen ähnlich des “NeXTStep application docks”. Ich verwendete bereits den Vorgänger AppDock, der von Martin in grauer Vorzeit (ich denke es war noch RISC OS 2) als Freeware beigelegt wurde auf derselben Diskette wie HD_Backup 2, damals im Vertrieb von Klein Computer aus Rüsselsheim. Ja, liebe Kinder – damals haben noch mehrere Stücke Software auf eine einzige Diskette gepasst.

AppDock II beherbergt bei mir nicht nur die Anwendungen, die ich regelmäßig nutze, sondern auch die, die ich nur “booten” will. Also Dinge wie !NewsDir, !GCC oder GhostScript. Man kann auch Verzeichnisse ins Dock packen, ein Doppelclick öffnet dann den Filer. Auch der Shift-Doppelclick auf Anwendungen funktioniert wie vom Filer gewohnt. Und es gibt eine Blätterfunktion, so dass man wirklich alle seine Anwendungen ins Dock integrieren kann – ein Feature, das bei erschreckend vielen Docks auf anderen Systemen fehlt.

AppDock II passt sich automatisch der verfügbaren Bildschirmhöhe an. Früher, zu Zeiten von RISC OS 3.1 oder des RiscPC in der Prä-ViewFinder-Ära, war das natürlich noch deutlich nützlicher – wer erinnert sich nicht an die Bildschirmmoduswechselorgien, um den richtigen Kompromiss aus Bildschirmgröße und Farbtiefe zu finden. Bei moderneren RISC OS-Systemen nutzt man im Allgemeinen das, was der Monitor an Auflösung hergibt und es reicht locker für TrueColour.

AppDock II bietet zusätzlich auch noch eine “ShortCut-Bar” am oberen Bildschirmrand. Damit kann man Funktionen, der per Keyboard-ShortCut in Anwendungen verfügbar sind, per Mausclick auf der ShortCut-Bar ausführen. Die ShortCut-Bar stellt dabei immer die Funktionen dar der Anwendung, die gerade den Focus hat. Mit diesem Feature bin ich irgendwie nie warm geworden – bei häufig genutzten Anwendungen kenne ich die Keyboard-Shortcuts sowieso, bei selten genutzten navigiere ich übers Menü.

Es soll ja Leute geben, die das Pinboard als App-Launcher verwenden. Ist mir ein Rätsel, wie man damit arbeiten kann. Alles, was man braucht, ist doch ständig von irgendwelchen Fenstern verdeckt. Bei AppDock II drückt man einfach Alt+Shift+Ctrl, und schon kommt das Dock in den Vordergrund.

Erst Jahre später habe ich zum ersten Mal eine NeXTStation in Natura gesehen mit dem schicken großen NeXT-Graustufenmonitor. Und ich muss sagen, ich war vom NeXT-Application Dock etwas enttäuscht. Vermutlich alles eine Frage der Gewöhnung.

Auch auf anderen Betriebssystemen verwende ich äquivalente Anwendungsstarter – unter Windows aktuell RocketDock, in grauer Vorzeit unter Linux gerne die fvwm(2)- und AfterStep-Docks. Wie gesagt, unverzichtbar.

Wer sich über die merkwürdige Schreibweise von NeXTStep wundert – hier gibt es noch mehr Varianten zu bewundern. Dagegen erscheinen ja die Schreibweisen aus der Acorn-Welt wie RISC OS, RiscPC und IYONIX pc als Ausbund an Stabilität und Konsistenz.