Dezember 2017

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Frohes Fest, guten Rutsch, auf ein Neues in 2018

Zunächst: allen treuen Lesern dieses Blogs wünsche ich ein Frohes Fest und einen guten Start in 2018 – ich bedanke mich für die entgegengebrachte Aufmerksamkeit und das viele Lob.

2017 empfand ich RISC OS-technisch als eher durchwachsen. An der Hardwarefront wurden ARMX6 und Titanium durch verbesserte OS-Versionen verfeinert, der RPi 3 und damit ARMv8 etablierte sich und zog den üblichen Versionswahnsinn nach sich, weil ARM ja mal wieder etwas sparsam bei der Rückwärtskompatibilität war.

RISC OS selbst war auch eher sanften Verbesserungen unterworfen. Hauptpunkt vermutlich die EDID-Unterstützung, die aber immer noch teils überraschende Effekte zeitigt. RC15 für die Pis war sicher ein Meilenstein, für Newcomer und Zurückkommer ist es nun wieder deutlich unkomplizierter, einen RPi unter RISC OS ans Fliegen zu kriegen. Nachdem Filecore nun mit 4KiB-Sektoren umgehen kann, ist nun auch der Betrieb von 2 TiB-Platten möglich – wir warten aber weiterhin auf eine Version von HForm, die das auch formatieren kann, und natürlich auf die Möglichkeit vernünftig Partitionen unter ADFS und SCSIFS zu verwalten. Fortschritt gab es an der Dokumentationsfront, das „User Manual“ hat große Fortschritte zu verzeichnen, und das BBC BASIC-Referenzhandbuch gibt es in einer überarbeiteten Neuauflage. Auf echtem Papier. So richtig gedruckt.

Es gab ein neues DDE-Release, Nummer 28. Auch hier eher Evolution als Revolution. Bei einem Toolset, dass das Betriebssystem baut, keine schlechte Strategie.

Ansonsten war es softwaretechnisch m.E. eher verhalten. Die Webkit-basierten Browser erfuhren einige Verbesserungen, und es gab mit dem OBrowser den Versuch, die RISC OS-Integration dieser Browser mit einfachen Mitteln zu verbessern.

Adrian Lees hat Aemulor kostenlos freigegeben in der Version 2.40, die nun auch ARMv8-Unterstützung hat und auf aktuellen RISC OS-Builds in High-Vector-Konfiguration läuft – meine diversen Versuche auf Pi3 und Ti zeigten aber noch einige Ecken und Kanten. Demnächst mehr dazu auf diesem Blog.

Eines der wenigen Tools, die seit Jahren stetig weiterentwickelt werden, ist ADFFS – Jon Abbott ist hier unermüdlich dabei. Was anfangs ein simpler ADFS-Emulator war um auf den alten Archies mit Floppy-Disc-Images arbeiten zu können, ist inzwischen ein kompletter High-Performance-Emulator, um die Spiele der 80er auf allen RISC OS-Maschinen bis zum neuesten ARMv8-Pi 3 wiederaufleben zu lassen. Nebenbei hat Jon auch gleich das Geheimnis des IDE-ADFS-Problems gelöst, warum die alten Kisten z.B. mit CF-IDE-Adaptern oft nicht richtig zusammenarbeiten können.

Auch Fred Graute mit StrongEd ist emsig an der Weiterentwicklung und reagiert sehr schnell auf etwaige Bugs. Kompliment von mir.

Aus deutschsprachigen Landen sind Thomas Milius mit seiner SmartHome-Steuersoftware zu nennen und Anton Reiser, dessen neueste Schöpfung ein Utility zur Behandlung von Photoshop-Dateien ist. Auch Martin Würthner hat nach fünfjähriger Kunstpause mit Artworks 2.X3 endlich wieder ein neues Upgrade am Start.

Was kommt 2018? Endlich das neue Release von CDVDBurn. Versprochen. Und ich hoffe auf Fortschritte bei der Emulator-Front – RPCEmu auf Qt-Basis und damit eventuell auch eine RISC OS-Version davon, die Archimedes-Emulation in MAME, Fortschritte bei ArchiEmu, Aemulor-Verbesserungen, und die vage Hoffnung auf eine Fortentwicklung des Archimedes-Core in MIST und MISTer.

ADFFS 2.63 verfügbar

Jon Abbott vom JASPP hat die Verfügbarkeit von ADFFS 2.63 verkündet. Es gab viele Verbesserungen und Bugfixes, insbesondere für ARM7-basierte Systeme (Risc PC mit ARM710, A7000(+)) und für den IYONIX, der jetzt auf Augenhöhe mit dem Pi bezüglich der Spielekompatibilität sein sollte – wichtig ist hier, ein entsprechendes MDF am Start zu haben mit den für Spiele typischerweise notwendigen Auflösungen. Nebst einem Monitor, der diese auch verarbeiten kann.

Unter den Spielen, die nun unter ADFFS funktionieren, ist sicher Heroes of Might and Magic 2 am bekanntesten.

Außerdem wurden diverse Spiele von Alpine Software im Rahmen des JASPP freigegeben. Dabei handelt es sich um klassische Grafik-/Text-Adventures, neudeutsch „Interactive Fiction“, die noch den Geist der 80er atmen. Und tatsächlich teilweise aus den späten 80ern stammen. Cool: mit ALPS wurde auch das Authoring-System freigegeben, mit dem der geneigte User selbst solche Adventures kreieren kann.

Hier kann man ADFFS 2.63 runterladen.

Titanium-Komplettsystem bei a4com

Auf der Suche nach einem Titanium-System (meine Lust auf Eigenbau hielt sich in Grenzen) bin ich mir mit Detlef Thielsch von a4com handelseinig geworden. Im Gegensatz zu den Vorgängerprodukten BIK (BeagleBoard-in-Kiste – in England von R-Comp als „ARMini“ verkauft), PIK (PandaBoard-in-Kiste – in England von R-Comp als „ARMiniX“ verkauft) und WBK (Wandboard-in-Kiste – in England von R-Comp als „ARMX6“ verkauft) sind beim Titanium aufgrund dessen Standard-Konformität – das Board ist kompatibel mit ATX-Gehäusen und ATX-Netzteilen, USB-Ports stehen sowohl intern als auch extern reichlich zur Verfügung, mit 4 S-ATA-Ports kann man problemlos SSD und optisches Laufwerk integrieren ohne auf USB-SATA-Adapter zurückgreifen zu müssen – keine größeren Handstände notwendig.

Folgerichtig bietet a4com nun das „TIK“ an, „Titanium-in-Kiste“. Die Preise ab 900 EUR sind geradezu ein Schnäppchen, bei R-Comp zahlt man für die „TiMachine“ denselben Betrag in Britischen Pfund, bei fragwürdigem Mehrwert (zum von R-Comp so gelobten tollen Softwarebundle werde ich zu gegebener Zeit ein paar Worte schreiben). Bei CJE sieht es beim RapidO Ti nicht besser aus. Also: das a4com-Angebot ist absolut konkurrenzfähig und empfehlenswert.

So weit, so schön. Für wen ist nun ein Titanium-System erste Wahl? Für alle, die nicht zwingend auf höchste Bildschirmauflösungen angewiesen sind („dank“ des verwendeten TI OMAP5 sind ohne einen Monitor, der die beiden Videoausgänge des Titanium „side by side“ anzeigt, maximal 1920×1200@60Hz drin – in Zeiten von bezahlbaren QHD- und 4K-Monitoren definitiv zuwenig) und den anspruchsvollen Preis nicht scheuen. Denn sowohl was CPU-Leistung (der Cortex-A15 ist nicht nur aufgrund der 1,5GHz-Taktung konkurrenzlos, sondern auch bei der Leistung pro Takt mit 3,4 DMIPS/MHz den Cortex-A9-Konkurrenten i.MX6 (Wandboard, ARMX6) und OMAP4 (Pandaboard, ARMiniX) mit lediglich 2,5 DMIPS/MHz weit überlegen – übrigens nicht nur in der Theorie, auch Benchmarks untermauern das) als auch I/O-Leistung (4 S-ATA-Ports, echtes Gigabit-Ethernet – Benchmarks folgen noch) angeht ist ein Titanium-System weit vorne. Für Budget-Fetischisten würde ich eher einen Pi3 empfehlen – 4K-Video, verhältnismäßig schnelle CPU (jedenfalls deutlich vor der Cortex-A9-bestückten Hochpreiskonkurrenz), nur bei der I/O-Leistung (Netzwerk 100MBit/s und über USB2.0, Massenspeicher über SD oder USB2.0) fällt er natürlich deutlich ab – you get what you pay for.

Praxisberichte mit Titanium vs. ARMX6 folgen hoffentlich demnächst.

Das Titanium-Board und die Suche nach dem passenden Netzteil

Der IYONIX pc war bekanntlich das erste RISC OS-taugliche Mainboard, das mit Standard-ATX-Netzteilen zusammenarbeitete. Auf dem langen Weg vom ersten Archimedes (vermutlich war die Parallelschnittstelle die einzige „standardkonforme“ Schnittstelle – die serielle war RS423 statt RS232, der Monitorausgang war 9polig aber immerhin signaltechnisch weitgehend „PC-kompatibel“, der Floppyanschluss war zwar Shugart-kompatibel aber eher wählerisch) über den A5000 (IDE, Parallel, Seriell, VGA, Floppy – alles weitestgehend kompatibel zum damaligen PC-Standard, aber immer noch die merkwürdige Acorn-Tastatur mit dem integrierten Busmaus-Anschluss) bis zum A7000 (endlich PS/2 sowohl für Maus und Tastatur) war man immer näher an die Welt der Standardkomponenten und -schnittstellen gerückt. Nur Gehäuse und Netzteil blieben bis zuletzt proprietär.

Mit dem IYONIX pc fielen auch diese beiden Bastionen – die Platine im ATX-Format, und das Netzteil dazu passend. Allerdings stellte sich bald heraus, dass der IYONIX eine echte Mimose war wenn es um die Zusammenarbeit mit der PC-Netzteil-Welt ging. Das Problem: er brauchte zu wenig Strom, vor allem auf dem 12V-Zweig. Und so war es eine gute Idee, das Gehäuse mit Platten und Brennern vollzustopfen, was dann die häufigeren Problemchen beim Kaltstart weitestgehend eliminierte.

Das Titanium-Board von Elesar ist in gewisser Hinsicht der natürliche Nachfolger des IYONIX. Nicht nur, weil das Hauptdesign von derselben Person stammt. Sondern auch weil das Board eben in gewöhnliche ATX-Gehäuse passt und mit ATX-Netzteilen zusammenspielen soll. Soll. Denn ganz so einfach ist es auch diesmal nicht. Die Basisanforderungen scheinen noch einfach zu erfüllen zu sein: ATX 2.3 oder neuer muss es sein, und der Mainboard-Connector ist der ältere 20Pin-Typ, so dass nur Netzteile mit der 20+4-Konfiguration in Frage kommen. 4 S-ATA-Stromstecker wären auch gut, denn das Board unterstützt bekanntlich (und das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal) 4 S-ATA-Geräte. Aber wie immer steckt der Teufel im Detail.

Inzwischen ist die PC-Welt ja bezüglich des Leistungsbedarfs eines Rechners weit enteilt. Unter 400W kann man ja fast nur riskieren, wenn man mit Chipsatz-Grafik auskommt und nicht allzu viele Laufwerke betreiben will. Beim Titanium wäre ein 200W-Netzteil eher angebracht. Und Schaltnetzteile brauchen nun mal in den meisten Konstruktionen eine gewisse Mindestlast, um sicher anzuspringen und stabile Spannungen zu liefern. Ironischerweise gab es zuletzt ein Update an der PC-Front, damit die Netzteile auch die extrem stromsparenden C6/C7-„Deep Power Down“-Modi der Intel-Prozessorgeneration ab Haswell funktionieren.

Drei Netzteile habe ich mit dem Titanium-Board zusammen getestet: ein No-Name-550W-Netzteil, ein be quiet! Pure Power 10 300W und ein be quiet! Straight Power 10 400W. Ergebnis: nur das Straight Power 10 funktioniert ohne Macken und Zucken mit der von mir definierten Minimallast „Titanium-Board und SSD“, die anderen Kandidaten brauchten nicht weniger als 3 Brenner, bis der Startup absolut zuverlässig funktionierte. Ob das mit dem laut Datenblatt „Zero Load Design“ zu tun hat, weiß ich nicht – eine Gegenprobe mit dem preiswerteren System Power 8 wäre interessant, das Pure Power 10 hat dieses Feature nicht.

Das Straight Power 10 ist auch sonst eine absolute Empfehlung. Der 135mm-Lüfter ist nahezu unhörbar, es hat absolut ausreichend Anschlüsse für S-ATA-Geräte sowie althergebrachte Molex- und Berg-Stecker (auch in S-ATA-Zeiten oft noch nützlich für Zusatzgeräte wie interne USB-Hubs oder Cardreader). Bisher bin ich so zufrieden, dass das Straight Power wohl auch den Weg in meinen nächsten Selbstbau-PC finden wird. Die fünf Jahre Herstellergarantie sind ebenfalls vertrauenserweckend.