Januar 2018

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USB-Stack – des Updates erster Schritt

Das Bounty-System von ROOL ist nicht gerade erfolgsverwöhnt. Es mangelt neben Spendenbereitschaft vor allem an interessierten und ausreichend talentierten Entwicklern, die sich der zahlreichen Aufgaben annehmen wollen.

Eine der aus meiner Sicht wichtigsten Bounties kreist rund um USB. Bekanntlich stammt das RISC OS 5-USB-Subsystem genau wie der Netzwerkstack von *BSD ab, wurde aber schon längere Zeit nicht auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht, abgesehen von gezielten Codeübernahmen aus dem Original. Hauptsächlich deshalb, weil es kein “plain port” ist, sondern aufgrund der maximalen nicht-UNIX-heit von RISC OS eben großflächig angepasst werden musste. Das erschwert das Synchronhalten mit der Quelle erfahrungsgemäß enorm.

Nun wurde für Teil 1 des USB-Bounties Vollzug gemeldet. Hier zum Nachlesen der Umfang von Teil 1. Neben den notwendigen strukturellen Änderungen, um näher am BSD-Original zu sein und eine saubere Trennung zwischen den Hardware-Treibern und dem eigentlichen Stack halte ich die Bereinigung des Chaos rund um das bisherige Schmalspur-USB-wenn-gebootet-wird für besonders erwähnenswert. Schon auf dem IYONIX pc war das ein Ärgernis – es funktionierten zum Boot-Zeitpunkt nur ganz einfache Tastaturen an einem ganz bestimmten USB-Port.

In Colin Granvilles USB-Ecke gibt es entsprechende Updates, um den Isochronous-Modus nutzen zu können. USB Audio ist weiterhin ein Stiefkind im RISC OS-Universum, aber irgendwann werden hoffentlich die entscheidenden Lücken geschlossen werden. Vermutlich um dieselbe Zeit, wenn USB3-, WLAN- und Bluetooth-Unterstützung Einzug in RISC OS hält.

Warten wir also geduldig und hoffen auf die alsbaldige Vollzugsmeldung bei USB-Bounty Teil 2!

Von RISC OS, ARMX6 und dem Wandboard Quad

Aufmerksame Beobachter der RISC OS-Szene kennen natürlich den ARMX6 von R-Comp, ein schönes wenn auch recht preisintensives Stück Hardware (auf Basis des Freescale i.MX6 auf einem Wandboard Quad sitzend) das als erster RISC OS-Rechner die Plattenperformance des IYONIX pc durch S-ATA zu übertreffen wusste. Schönheitsfehler war immer, dass R-Comp eine “commercial licence” von RISC OS 5 hatte und deshalb nicht verpflichtet war, sofort alle notwendigen Änderungen und Hardwaretreiber usw. an ROOL zurückzuspiegeln.

Offenbar ist jetzt die Zeitschranke für das Feedback der Anpassungen abgelaufen, denn es gibt nun im ROOL-Downloadbereich den i.MX6/Wandboard-Teil, wo ein aktueller Nightly Build zur Verfügung steht.

Endlich gibt es also (sofern das ROM vollständig alle Features abdeckt, das habe ich noch nicht geprüft) für Interessierte eine Low-Cost-Möglichkeit, sich ein RISC OS-Gerät mit anständiger Platten-I/O für überschaubares Geld zusammenzustöpseln. Das Wandboard Quad (die Variante, die S-ATA on board hat) liegt derzeit bei nominell 119US$, in Europa scheint eine noch lieferfähige Bezugsquelle Mouser Electronics zu sein, die haben es für knapp 150€ im Programm. Wobei ich überraschenderweise gesehen habe, dass Watterott im Moment das TI OMAP5432-EVM für unter 200€ verkauft. Aber soweit ich weiß gibt es dafür keine frei verfügbare S-ATA-Implementierung für RISC OS, ist also nur bedingt als Ersatz geeignet, von der Micker-Auflösungsproblematik der OMAP5-Reihe ganz abgesehen.

Inwiefern andere Boards mit i.MX6 damit funktionieren – keine Ahnung. CuBox-i4Pro, SABRE Lite oder das MarS Board wären interessante Kandidaten. Aus der Efika MX6-Serie ist wohl nie was geworden – schade, MX Smartbook und MX Smarttop sahen in der i.MX5-Variante schon sehr elegant aus.

Zwei Clares-Klassiker wieder verfügbar

Christopher Bazley, in RISC OS-Kreisen kein Unbekannter und unter anderem verantwortlich für die Neuauflage von Star Fighter 3000, hat die Verfügbarkeit von zwei Klassikern aus dem Clares-Stall (später in den Händen von APDL) in aktualisierter, ARMv7-kompatibler Form verkündet. Hier geht’s zur Download-Seite. Clares war zu RISC OS-Hochzeiten (sofern es die je gab) einer der großen Anbieter neben Computer Concepts, Longman Logotron und Beebug/Risc Developments.

Es handelt sich zum einen um Schema 2, eine Tabellenkalkulation die zu den zwei führenden auf dem RISC OS-Markt gehörte – die eine Hälfte des Marktes hatte Eureka, die andere Hälfte Schema, und ein paar versprengte dazwischen noch Pipedream und Fireworkz. Schema war auch in abgespeckter Form in Acorn Advance enthalten, dem Versuch von Acorn in den 90ern ein “integriertes Office-Paket” zu bauen, quasi in Konkurrenz zu Microsoft Works oder ClarisWorks (später AppleWorks). Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an StarOffice, Borland Office/Novell PerfectOffice/Corel WordPerfect Office oder Lotus Symphony. Es war mal sowas wie ein Trend.

Schema 2 verfügt neben den “üblichen” Spreadsheet-Funktionalitäten auch über Import-Möglichkeiten für diverse andere Klassiker wie Lotus 1-2-3 oder ältere Excel-Versionen (von Toni Reiser gibt es hier ein aktualisiertes Update des Excel-Konverters). Charts können ebenso erstellt werden, und macrobasierte Programmierbarkeit ist ebenfalls am Start.

Der zweite Kandidat ist WimpBasic. Irgendwie haben RISC OS-Benutzer ja einen besonderen Hang zu BASIC, weil der erste Programmierkontakt normalerweise das integrierte BBC BASIC V ist – sowas prägt halt. Aufgrund dessen Limitierungen waren natürlich Alternativen immer gefragt, vor allem welche, die sich der Vereinfachung der WIMP-Programmierung annahmen. WimpBasic war einer der neueren und sehr leistungsfähigen Versuche. Fast schon eine IDE.

Ausprobieren kostet nix! Ob das Zeug wohl auch auf dem Pi3 (ARMv8) läuft? Und werden wir noch weitere Clares-Klassiker wie Rhapsody, Render Bender, Illusionist, ProArtisan, Composition oder Serenade auf den modernen Maschinen außerhalb eines Emulators erleben? Es bleibt spannend.