Juli 2016

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Classic Computing 2016 (2) – Der A3000

Der erste Kandidat unter der Hardware, die ich bei der Classic Computing 2016 zeigen will, ist der Acorn A3000. In England 1989 herausgekommen, war es das erste Modell, das auch “offiziell” für den deutschen Markt gedacht war und ab 1990 von den deutschen Distributoren GMA in Hamburg, Cebas in Heidelberg und anagramm systems in München vertrieben wurde. Deutsche Tastatur (mit grauen statt roten Funktionstasten – das man den Deutschen keine farbigen Tastaturen “zumuten” wollte, war ja schon ein signifikanter Unterschied zwischen dem Amstrad und Schneider CPC 464), deutsche Handbücher. Unvergessen der kleine Übersetzungsfehler im “Welcome Guide”, wo von einer Schnittstelle für “32 persönliche Kopfhörer” die Rede war.

Definitiv also “klassische” Hardware im besten Sinne. Der A3000 war der Versuch von Acorn, mit einem Tastaturcomputerkonzept gegen Amiga und Atari ST im unteren Preisbereich anzutreten. ARM2, 1 MB RAM, single floppy. Sogar der 6551 und LT1133 für die serielle Schnittstelle blieben unbestückt, um den Preis weiter drücken zu können. Alle Chips waren direkt aufgelötet statt wie im A3xx/A4xx gesockelt, so dass das Aufrüsten später mit einem ARM3 nicht so einfach möglich war.

Ob der A3000 nun noch ein “Archimedes” war oder nicht, darüber streiten sich die Gelehrten seit Jahrzehnten. Tatsache ist: Acorn hat das Gerät nicht mehr als “Archimedes” verkauft, obwohl hardwaretechnisch faktisch identisch mit den ursprünglichen A3xx/A4xx-Modellen – ARM2 mit 8 MHz, Anna (MEMC), Albion (IOC) und Arabella (VIDC), RISC OS 2. Unnützer Fakt am Rande: die englischen A3000 waren die letzten Acorns, die mit dem “BBC Owl”-Logo verkauft wurden.

Der A3000, den ich zu präsentieren gedenke, ist eines der deutschen Modelle, d.h. anständige Metallabschirmung ums Netzteil statt der englischen Originalpappe, deutsche Tastatur (graue Funktionstasten), klassisch-eckige Logitech-3-Tasten-Maus. Folgende Sonderausstattung wurde eingebaut:

  • 4 MB RAM Hauptspeicher
  • RISC OS 3.10 (2 MB ROM)
  • LogikJoy-Interface im Econet-Slot – 2x9pol. Joystick-Anschlüsse
  • SD HxC Floppy-Emulator (Rev F) statt Standard-Floppy

Die Lösung mit dem Floppy-Emulator ist natürlich sehr viel besser als den DJ mit zig Floppies zu geben (zumal ich die wertvollen Original-Floppies diverser Spiele ungern mitbringen würde), aber ich muss mal schauen, ob ich nicht noch eine andere Massenspeicher-Lösung finde. Als Mini-Podule habe ich leider nur ein HCCS-SCSI-Interface, ideal wäre ein IDE-Mini-Podule wo man einfach über eine CompactFlash-Lösung robuste Festplattenspeicherkapazität bereitstellen könnte. Alternativ ein Netzwerkpodule, da könnte man dann über einen kleinen Raspberry Pi über Acorn Access Speicherplatz zur Verfügung stellen, und man könnte zeigen, dass auch ein Rechner von 1989 durchaus im Internet browsen kann. Auch die anderen “seriösen” Anwendungen Anfang der 90er wie Impression oder ArtWorks könnte man so schön präsentieren. Sowohl IDE als auch Netzwerk habe ich aber nur als “Full-Size-Podule”, die kann man zwar am A3000 anschließen, hängen dann aber ungeschützt hinten dran – nicht optimal für ein Messe-Setup.

Aber viel wichtiger: der A3000 läuft einwandfrei, und ich konnte Zarch, Star Fighter 3000 und Spheres of Chaos kurz mal anspielen. Ich hoffe, ich kann bis zum Stichtag noch ein paar meiner alten Floppy-Schätzchen verimagen. Sensible Soccer, Conqueror, Cannon Fodder, Chocks Away, Stunt Racer 2000 wären Kandidaten.

Bisher veröffentlicht in dieser Reihe:

Frühjahrsputz im RISC OS Open-Repo

Es ist immer interessant, die Neuigkeiten im RISC OS Open-CVS zu beobachten. Zur Zeit ist der große Frühjahrsputz im Gange.

Es findet ein Merge statt zwischen dem “HAL-Branch” – das ist der Branch, der anno 1998 durch Pace abgezweigt wurde, um das bisher hardwarespezifische RISC OS mit einem “Hardware Abstraction Layer” zu versehen, um so von der engen Bindung an IOMD und VIDC20 wegzukommen, was letztlich den IYONIX pc erst möglich machte – und dem “Head” (der ungebranchte Hauptzweig aller Versionen im CVS-Wording – amüsanterweise redet der Commit-Kommentar von “Trunk”, was auf den SVN-Hintergrund des Autors hinweist, wobei seit einigen Jahren auch der CVS-Head teilweise als “Trunk” bezeichnet wird), der weiterhin ein “RiscPC/A7000-RISC OS” darstellte. Das ist eine sinnvolle Bereinigung, denn der HAL-Branch hat sich über die Jahre als der Hauptentwicklungszweig herauskristallisiert, während der Head so vor sich hindümpelte und keine weitere Pflege geschweige denn Weiterentwicklung erfuhr – was ja auch Sinn ergibt, da es für IOMD/VIDC20-Systeme ja auch einen passenden HAL gibt.

Dazu wurden historische Flags für die bedingte Assemblierung z.B. von 26bit- vs. 32bit-Code, STB-Support, Arthur-Spezifika, Hacks für längst vergangene Hardware etc. entfernt, um den Code vernünftig wartbar zu machen.

Im Ergebnis sollte vor allem das Kernel-Zeugs deutlich übersichtlicher werden, wenn am Ende nur noch eine RISC OS-Variante übrig bleibt: 32bit mit HAL.

Classic Computing 2016 (1) – Der Plan

Am 17. und 18. September 2016 findet die Classic Computing 2016 in Nordhorn statt. Unser loser Zusammenschluss von Acorn- bzw. RISC OS-Enthusiasten, der seit ewigen Zeiten als GAG (German Archimedes Group) firmiert, wird dort auch einen kleinen Stand bemannen, um dem geneigten Retro-Publikum die wunderbare Welt von RISC OS näher zu bringen.

Grob habe ich folgenden Plan gefasst, was die zu präsentierende Hardware angeht:

  • Acorn A3000 als Vertreter der originalen Archimedes-Hardware – ARM2, IOC, MEMC1a, VIDC, 4 MB RAM, “single floppy” – also keine Harddisc oder so neumodischer Schnickschnack. Dafür mit dem LogikJoy-Interface (RTFM-kompatibel, falls das noch jemand was sagt) ausgestattet, damit man zwei anständige Joysticks (aka Competition Pro) anschließen kann um zünftig Sensible Soccer spielen zu können. Die klassische eckige Logitech-Maus ist natürlich auch dabei, weil man will ja Zarch, Aldebaran und Spheres Of Chaos angemessen steuern können.
  • MiST als Vertreter der heutigen Retro-Hardware-Generation Marke FPGA. Der Archimedes-Core ist zwar noch nicht sonderlich weit entwickelt, aber für eine Runde Zarch sollte es reichen.
  • Raspberry Pi als Vertreter der modernen RISC OS-fähigen Hardware, aber dank Software wie ADFFS, ArcEm und ArchiEmu auch für Retro-RISC OS-Zwecke sehr brauchbar. Wegen ADFFS wird es wohl ein Raspberry Pi B+ werden.

Interessant wird, geeignete Monitore aufzutreiben – der A3000 bräuchte schon einen 15kHz-Multiscan-Monitor für den echten Retro-Genuss. Vielleicht funktioniert es ja über den Scart-Eingang meines 22″-TFT, denn auf Röhrenmonitore herumtragen habe ich nicht wirklich Lust.

ADFFS 2.57 beta verfügbar

Jon Abbott war nicht faul in den letzten Wochen und hat die Verfügbarkeit von ADFFS 2.57 beta angekündigt. Die neue Version ist im Prinzip ein Bugfix-Release, das aber ebenfalls die Kompatibilität dahingehend verbessert, dass die folgenden Spiele auf dem Raspberry Pi 1 nun lauffähig sind:

  • Arcade Soccer
  • Burn Out
  • DinoSaw
  • Deadline
  • Magnetoids
  • Overload
  • Simon the Sorcerer
  • X-Fire

Burn Out war damals für mich eine der größten Spiele-Enttäuschungen unter RISC OS. Von der Präsentation her (Grafik, Sound) sehr professionell für ein “Eigengewächs” (also keine Portierung eines bekannten Amiga/Atari ST-Spiels), ließ es jegliche Spielbarkeit und damit Spielspaß vermissen.

Magnetoids (made by Frank Föhl, später bekannt für die beeindruckende Demo von Iron Dignity, das leider nie für RISC OS erschien), eine 3D-Asteroids-Variante, hatte mir ursprünglich auch wenig Vergnügen bereitet, bis mir Frank mal bei einem unserer Acorn-Treffen im Wilden Süden zeigte, wie das *richtig* gespielt wird. Ein echter Augenöffner. Frank hatte damals auch eine etwas erweiterte Version im Gepäck mit deutlich verbesserter Grafik (statt der eher eckigen Anmutung mit einfarbig gefüllten Flächen hatte es nun eine schöne runde Anmutung mit sauberem Texture Mapping und coolen Reflektionseffekten), leider scheint die aufgrund der Rechteproblematik niemals veröffentlicht worden zu sein.

Zurück zu ADFFS – neben dem Raspberry Pi ist auch für die StrongARM RiscPC-Plattform etwas getan worden, die meisten unterstützten Spiele laufen jetzt auch hier fehlerfrei. Also: runterladen und eine Runde Retro-Zocken einlegen.