April 2015

You are browsing the site archives by month.

RISC OS 5.22 im Schnelldurchlauf

Rechtzeitig zur Wakefield Show wurde RISC OS 5.22 veröffentlicht. Bekanntlich folgt RISC OS 5 dem “ungerade-gerade”-Versionsnummernschema, wo die geraden Nummern die stabilen Releases repräsentieren und die ungeraden die Entwicklungsversionen.

Aus meiner Sicht relevante Verbesserungen:

  • Filecore kann jetzt nativ mit 2k- und 4k-Sektoren umgehen. Vor 20 Jahren wäre das obercool gewesen, weil man dann direkt PhaseChange- und MO-Laufwerke mit Filecore verwenden hätte können. Ist aber immer noch cool, weil es uns etwas Luft im Kampf mit den großen Festplatten verschafft – bisher gingen 256 GiB einigermaßen problemlos, mit 4k-Sektoren verschiebt sich das Limit damit auf 2 TiB
  • CDFS kann jetzt Joliet
  • LanManFS ist jetzt schneller (die Änderungen von Colin Granville, um die neueren Passwort-Varianten ab Windows Vista zu unterstützen, haben es leider nicht ins 5.22-Release geschafft)
  • wenn die Grafikhardware es kann, werden jetzt auch 4k- und 64k-Farben-Modi unterstützt
  • Verbesserung der DHCP-Unterstützung (Timeout, Hostname)
  • Sort-by-number im Filter (RISC OS Select/Adjust lässt grüßen)
  • Unterstützung für Alpha-Channel-Sprites, Drags werden jetzt mit Transparenz angezeigt
  • GraphicsV vorbereitet für zukünftige Erweiterungen (z.B. Multihead-Unterstützung)
  • EtherUSB-Verbesserungen von Colin Granville

Das stabile Release gibt es in den Geschmacksrichtungen IOMD (Risc PC, A7000(+), RPCEmu), Tungsten (IYONIX pc), OMAP3 (BeagleBoard(-xM), BIK, ARMini, Pandora, Touchbook, IGEPv2) und OMAP4 (PandaBoard (ES), ARMiniX, PandaRO).

ARMX6 und OMAP5 (IGEPv5) sind naturgemäß noch zu frisch, um schon im “normalen” Release-Zyklus mitzumischen.

Weitere Infos bei RISC OS Open Ltd.

WebKit-Portierung rückt näher

Aktuell ist mal wieder viel Bewegung im GCCSDK-Repository, Abteilung Autobuilder. Qt 5.4.1, Qt5Webkit, QtTestBrowser, Arora. Lee Noar committed wie der Wilde. Auch Chris Gransden, Meister der hundert Portierungen, mischt mit, wie man hier nachlesen kann.

Erfahrungsgemäß ist es ab hier noch ein gutes Stück Arbeit, bevor ein schnieker schneller stabiler Browser zur Verfügung steht. Aber der Anfang ist gemacht. Danke John, Lee, Chris, Alan, Theo und alle die sich rund um GCCSDK und das Tooling drumrum verdient gemacht haben.

RISC OS-Projekte: Qt portieren

Der zweite Teil der Reihe “RISC OS-Projekte” sollte ursprünglich von Oberflächenbibliotheken und deren Portierung handeln. Qt, GTK+, FLTK und wxWidgets sind da die interessantesten Kandidaten. Zur Portierung interessanter Software vornehmlich aus der Linux-Ecke wäre das eine wichtige Voraussetzung. Auch eine Portierung von WebKit wäre dadurch deutlich erleichtert.

Aus aktuellen Gründen will ich das Projekt etwas kleiner schneidern und nur eine Portierung von Qt kurz anreißen. Qt hat eine lange und bewegte Geschichte, die mit Trolltech begann und durch die Verwendung als Basis für den KDE-Desktop der breiten Masse bekannt wurde. Später wurde Trolltech von Nokia übernommen und Qt 2009 unter der LGPL veröffentlicht, nachdem jahrelang die Lizenzierungsfrage breitgetreten wurde. Qt ist in C++ geschrieben und gilt als einer der wenigen kompetenten Cross-Plattform-GUI-Toolkits. Qt zeichnet sich durch eine verhältnismäßig saubere API aus und wurde auf viele auch eher esoterische Systeme portiert, von Symbian bis Windows CE, von SailfishOS bis BlackBerry OS (QNX-basiert).

Qt ist inzwischen mehr als ein reines GUI-Toolkit, es gibt Module rund um Netzwerkzugriff (Qt Network) oder auch Datenbankanbindung (Qt Sql).

Viele Programmiersprachen wurden mit Anbindungen versehen, darunter z.B. Ada, Perl, Python und Haskell – auch hier also durchaus exotenfreundlich.

Und jetzt kommt der Gag: seit heute ist im GCCSDK-Repository im Autobuilder die Portierung von Qt 5.3.0 durch Lee Noar verfügbar.

Vielleicht hätte ich deshalb den Blogbeitragstitel in “Wunder geschehn” umbenennen sollen.

Ich hatte noch keine Gelegenheit, ein paar einfache Tests damit durchzuführen, um herauszufinden, welchen Stand die Portierung hat und welche der vielen Qt-Module bereits portiert sind. Vielleicht ist es also verfrühter Optimismus, denn Qt ist groß und es ist kaum anzunehmen, dass ein initialer Port direkt alle Module mitportiert. Die Inhalte im Autobuilder legen aber nahe, dass Qt Core und Qt Gui die ersten beiden Module sind.

Bisher in der Reihe “RISC OS-Projekte” veröffentlicht:

MiST-Board mit frühem Archimedes-Core

In der Retro-Szene zeichnet sich seit ein paar Jahren ein neuer Trend ab: statt sich mit der uralten Hardware rumzuärgern, die langsam ihrem finalen Verfall entgegenstrebt, oder auf Emulatoren setzt, die es leider oft nicht schaffen das “originale” Gefühl herzustellen sondern irgendwie synthetisch wirken, setzt man auf “echte” Hardware auf FPGA-Basis und baut damit die alten Schätzchen nach.

Meines Wissens die erste breit eingesetzte Variante dieser neuen Spielart war der C-One, der eigentlich einen C64 nachbauen sollte, amüsanterweise aber als erste funktionierende “Personality” einen Amstrad/Schneider CPC-Core bekam. Nicht zuletzt deshalb, weil Original-Entwicklerin Jeri Ellsworth das kommerzielle Projekt C64 DTV (ein Joystick im Competition-Pro-Design, der einen kompletten FPGA-basierten C64-Nachbau enthielt nebst 30 klassischen Spielen und per FBAS direkt an einen gewöhnlichen Fernseher angeschlossen werden konnte) dazwischenschob.

Seit einiger Zeit gibt es nun das MiST-Board mit Zielrichtung eines Nachbaus von Commodore Amiga und Atari ST. Entscheidend: zwei Joystickports der Geschmacksrichtung “9polig Atari-kompatibel” – also die gute alte Microschalter-Digital-Generation, mit der sich die Kinder der 80er die Handgelenke bei Daley Thompson’s Decathlon oder Combat School ruiniert hat – sind mit an Bord. Software wird über eine SD-Karte bereit gestellt.

Und warum nun ein Artikel über das MiST-Board auf einem RISC OS-Blog? Seit kurzer Zeit steht eine früher Version eines Acorn Archimedes-Cores zur Verfügung, der einen 4MB-A3000 simuliert. Noch nicht wirklich ausgereift (keine Floppy-Emulation), aber ein guter Anfang. Hier kann man sich genau informieren.

Für schmale 200€ kann man das MiST-Board in einem recht schmucklosen Stahlblechgehäuse bei Lotharek (bekannt durch den  SD-Card-Floppy-Emulator HxC) kaufen. Wenn man sich überlegt, was gebrauchte gut erhaltene Atari STs, Commodore Amigas oder Acorn A3000 kosten, ein echtes Schnäppchen.