Gestern wurde die neue Version von RPCEmu veröffentlicht, namentlich 0.9.2. Aus meiner Sicht als Windows-Benutzer ein riesiger Fortschritt.
Wie schon in meinem Artikel zu Version 0.9.1 angekündigt und sehnlichst erhofft, ist die Hauptneuigkeit ein Modus zur vereinfachten Netzwerkanbindung zur Host-Maschine. Bisher war das – zumindest unter Windows – eine sehr komplexe bis fehlerträchtige Angelegenheit, wo man von Hand nach der Installation einer bestimmten Version von OpenVPN (bzw. dessen TAP-Treiber) eine Netzwerk-Bridge im Windows anlegen musste. Die dann manchmal verschwand, manchmal auch das restliche Netzwerken von Windows beeinflusste, und generell sehr unpopulär war. Unter Linux war das Tunneling, das eigentlich einfacher sein sollte, seit neuestem faktisch unmöglich weil die Root-Elevation nicht mehr korrekt mit Qt funktionierte. Ein sehr unbefriedigender Zustand.
Jetzt ist alles neu und besser und hört auf den Namen “NAT networking”. Noch immer nicht ganz so problemlos und elegant integriert wie bei V-RPC, aber deutlich einfacher als vorher. Aber ein wichtiger Hinweis: man sollte nicht “wie gewohnt” das RISC OS-Netzwerk konfigurieren (wie ich es zunächst erfolglos versucht habe), da es sich tatsächlich um echte NAT handelt – intern bekommt das emulierte RISC OS also eine eigene IP-Adresse, die immer 10.10.10.10 ist, und RPCEmu faked drumrum einen Router (10.10.10.2) und einen DNS-Server (10.10.10.3) dazu, und die Host-Maschine bekommt im Prinzip nichts davon mit. Also unbedingt die (sehr gute) Anleitung lesen. Hat man ein RISC OS, das DHCP unterstützt (also RISC OS 4.29 aka “Select 1” aufwärts), ist es wirklich sehr einfach.
Wichtige Einschränkungen: ping funktioniert nicht, ShareFS funktioniert nicht (weil nicht auf routebarem IP basierend), und die RISC OS-Maschine ist von außerhalb z.B. als Server nicht ansprechbar, weil kein Port-Forwarding implementiert ist. Die Abwesenheit von ShareFS ist natürlich bitter, weil oft die mit Abstand einfachste Möglichkeit, zwischen RISC OS-Rechnern Dateien zu sharen. Aber es braucht ja noch Luft für die 0.9.3.
Eine kleine Verbesserung wartet im Bereich “Diskettenlaufwerk” – hier kann jetzt neben dem bekannten .adf auch .img, also gewöhnliche DOS-Images, als virtuelles Diskettenlaufwerk gemountet werden.
Ein kleiner Wermutstropfen ist die Tatsache, dass aufgrund der verwendeten neuen Qt-Version nun nur noch Windows ab Version 7 aufwärts offiziell unterstützt wird. Für Retro-Zwecke leicht suboptimal, weil die PCs, die noch eine “echte” Floppy intus haben (und damit Filecore-formatierte Disketten vernünftig ansprechen können), oft unter Windows XP laufen. Aber es gibt ja Alternativen (wenn schon Retro, dann Arculator oder VA5000).