MIST und MISTer, die beiden genialen Open-Source-FPGA-Plattformen zur Emulation bzw. Simulation älterer Computer, Spielkonsolen und Arcade-Automaten waren schon mehrfach hier und in meinem IT-Blog Thema. Seit 2015 experimentiere ich mit dem MIST und dort vor allem mit dem Archimedes-Core.
Jetzt hat dank Slingshot aka gyurco (Usernamen aus dem Atari-Forum bzw. von GitHub) der Archimedes-Core einen großen Schritt nach vorne gemacht. Es ist jetzt ein Risc Developments IDE-Podule integriert, so dass man mit von den Emulatoren bekannten Festplattenimages (typischerweise mit der .hdf-Extension) arbeiten kann – gegenüber der bisherigen Floppy-Images-Only-Betriebsweise ein riesiger Schritt nach vorne.
Der Core kann auch ein CMOS.RAM von der MIST-SD-Karte laden, leider aber geänderte Settings noch nicht speichern.
Zur Feier des Tages habe ich ein entsprechendes Image zusammengebaut und zur Verfügung gestellt. Es basiert auf dem RISC OS 3.1-UniBoot aus den letzten Acorn-Tagen inklusive aller Standardanwendungen wie ChangeFSI oder Printers, zusätzlich angereichert um aktualisierte Toolbox-Module, den lebensnotwendigen Utilities wie SparkPlug, die Read-Only-Version von SparkFS und PackDir. Und dazu noch drei der inzwischen freigegebenen Spieleklassikern: Burn’Out, Elite und Star Fighter 3000. Ersteres und letzteres zeigen allerdings, dass noch etwas Feintuning am ARM-Core notwendig ist, um hier adäquate Performance für diese Spiele bereitzustellen.
Ich gedenke, das Image noch weiter anzureichern mit lizenztechnisch unproblematischen Dingen – GCC, Template-Editoren, Zap und StrongEd, DrawPlus, Ovation, Impression Style (vor kurzem kostenlos freigegeben), Pipedream sowie ein paar der essentiellen Tools, an die ich mich schon gar nicht mehr erinnere – da muss ich mal wieder den FTP-Server der Uni Stuttgart konsultieren sowie mein altes A3000-Image. Der Test von ADFFS steht noch aus, jetzt wo nicht mehr ADFS-Floppy das einzige unterstützte Medium ist gibt es da durchaus Hoffnung, und das würde bezüglich der möglichen Retro-Experience die Sache stark vereinfachen.
Für die Detaildiskussion kann man alles im Atari-Forum (quasi das offizielle MIST-Forum, weil das MIST bekanntlich mit dem Atari-ST-Core geboren wurde) nachlesen. Hier der Link zum GitHub-Repo des Archimedes-Core.
Natürlich gibt es weiterhin viele zusätzliche Wünsche an den Core – schnellere CPU (der verwendete Amber-ARM-Core hat eigentlich einen Cache a la ARM3 intus, aufgrund von Zuverlässigkeitsproblemen ist der aber derzeit deaktiviert), Quad-MEMC-Emulation für bis zu 16 MiB RAM, Anbindung des MIST-Scandoublers um auch auf VGA-Monitoren die 15 kHz-Modes ohne Letterboxing und RAM-bandbreitenfressende Bildwiederholrate verwenden zu können, und natürlich das Schreiben der CMOS-Values. Direkte Unterstützung der zwei anderen Disketten-Image-Formaten APD und JFD wäre super. FPA10-Emulation wäre wohl eher aus der Kategorie “weil man es kann”, bekanntlich konnte man Floating-Point-intensive Software mit der Lupe suchen. Endgültig Kür wäre dann Netzwerkunterstützung, das wäre dann aber eher der Bereich des MISTer, für den der aktuelle Core aber noch nicht portiert wurde. Und wie wäre es mit Econet?