Dezember 2024

You are browsing the site archives by month.

Über die Haltbarkeit optischer Medien

Weil ich gerade einen kleinen „Retro-Flash“ habe und an verschiedenen dazugehörigen Dingen arbeite, kann ich jetzt vom Stand meiner ältesten CD-R-Medien berichten. OK, nicht die allerältesten (1996 – da war fast meine einzige Anwendung Audio-CDs fürs Auto zu brennen, nicht zufällig damit zusammentreffend, dass CDBurn https://www.hubersn-software.com/cdburn.html noch keinen eigenen ISO9660-Formatter an Bord hatte, aber schon gute Audio-Möglichkeiten), aber ziemlich alt. Oktober 1998 um genau zu sein.

Ich bin da ja insgesamt am Thema nicht ganz unbeteiligt, und habe den Käufern von CDBurn und CDVDBurn und CDVDBurn 3 immer erzählt, dass ein Backup auf einem optischen Datenträger nie schadet – erstens weil man den magnetischen Medien nie trauen kann, zweitens damit sie ihr RISC OS-Zeugs auch auf anderen Systemen bequem und „für immer“ über ISO9660 standardisiert ausgelesen bekommen, und drittens weil es bis auf absehbare Zeit auf jeden Fall funktionierende Lesegeräte gibt. Wenn man das im Vergleich zu den 1997 üblichen Backupmöglichkeiten für größere Datenmengen vergleicht, zeigt sich der einzigartige Vorteil der CD-R: wer heute noch irgendwo QIC- oder DAT-Tapes findet, kann froh sein, wenn die Dinger nicht bandmäßig zusammengepappt sind, man überhaupt noch umspulen kann und die Magnetisierung nicht verloren gegangen ist. Und dann muss man noch ein Gerät finden, dass die vielleicht noch einwandfreien Bänder auch wieder in Daten verwandelt. Oh, schade wenn man einen QIC-Floppystreamer hatte und keinen Rechner mehr mit echtem Floppyanschluss. Oder das DAT natürlich SCSI hatte. Oder der Lesekopf leider etwas „neben der Spur“ ist. Oder es an schnödem Softwareproblem scheitert – spezielles Archivformat, deren Kompression nur die damalige Software kennt? Das sind alles keine unüberwindlichen Schwierigkeiten, wie die Retro-Szene vorbildlich zeigt. Aber bei CD kann ich einfach bei Amazon einen neuen DVD-Brenner bestellen für unter 30€, an USB anschließen, fertig. Auslesbar mit jedem OS der Welt – sogar mit RISC OS.

Voraussetzung natürlich: man hat auf Qualitätsmedien gesetzt, wie ich es immer gepredigt habe. Ich habe hier aus 1998 jetzt eine ganze Menge TDK-Medien fehlerfrei ausgelesen, allesamt die 74-Minuten-aka-650-MiB-Variante aus der „Reflex“-Serie, die damals als sehr brennerkompatibel, auslesefreundlich und langzeitstabil galt. Ein Qualitätsmedium eben.

Ob die ersten gebrannten DVD-R und DVD+R aus meinem Sammelsurium sich genauso gut schlagen, erzähle ich dann in knapp 10 Jahren. Um die M-Disc-BD-R zu prüfen, kann ich mir noch mehr Zeit lassen.

Nachdem mein Interesse geweckt war, habe ich dann aus meinem Archiv auch noch die älteste gepresste Audio-CD rausgeholt. Gekauft 1987. Wird tiptop fehlerfrei ausgelesen.

RISC OS Direct 5.31

Seit Ende Oktober gibt es ein neues Release (v3, wie sie mancherorts genannt wird) von RISC OS Direct, basierend auf der aktuellen „unstable“-Entwicklungsversion von RISC OS 5.31. Eine Weile war das etwas aufwändiger in der Installation – man musste erst mal das v2-Image auf eine microSD-Karte bringen, obwohl die RISC OS-Partition nur knapp 8 GiB groß war war die Image-Datei leider so groß, dass man normalerweise eine 32GB-Karte brauchte, und dann musste man davon booten und mittels des v3-Update-ZIPs unter RISC OS dann das Update auf Direct 5.31 durchführen. Zudem war die RPi-Firmware zu alt für die neueste Pi4-Revision, so dass manche Hardware erst gar nicht damit booten konnte.

Seit kurzem geht das nun viel einfacher, weil endlich das Image aktualisiert wurde und man nun direkt v3 herunterladen kann.

Damit kommt nun auch Otto-Normal-User in den Genuss einer aktuellen RISC OS-Distribution, die nun sowohl WLAN-Unterstützung hat (auch dank des aktuellen und zudem IPv6-fähigen TCP/IP-Stack von RISC OS Developments) als auch mit vorinstalliertem Iris kommt, dem bisher sich noch im Beta-Stadium befindlichen WebKit-basierten Browser.

Nun bin ich nicht gerade Fan von solchen Distributionen, aber es hat definitiv Vorteile, dass es nun eine problemlos lauffähige und recht komplette RISC OS-Installationsmöglichkeit für Leute gibt, die sich keinen Kopf machen wollen oder einfach nur mal reinschnuppern wollen in den Urvater aller ARM-Betriebssystem. Oder endlich verstehen wollen, was es mit dem heiligen Zap vs. StrongEd-Krieg auf sich hat (der kleine Bruder von vi vs. Emacs).

Ovation Pro ist jetzt Open Source

Lange nichts mehr gebloggt zum Thema RISC OS – insofern ist das „jetzt“ im Titel relativ zu sehen. Bevor ich die 1,5 Jahre Pause aufarbeite, dachte ich, es sei nur fair, wenn ich erst mal das Pilling-Triple vollende. Drei Blog-Posts in Folge (die ursprüngliche „Freigeben als Open Source“-Meldung, dann das Open Source-Release von SparkFS, jetzt der aktuelle Artikel) rund um die Software des vermutlich produktivsten Entwicklers der RISC OS-Szene – niemand hat das mehr verdient als David Pilling, von seinen Fans gerne „St. Pilling“ genannt.

Die Kurzfassung: David Pilling hat sein umfassendes Portfolio der einstmals kommerziellen Software nun als Open Source bereitgestellt, zusammen mit teils sehr kurzweilig zu lesenden Beschreibungen des historischen Kontextes. Sein größtes Softwareprojekt gehört jetzt auch dazu: Ovation Pro.

Wer es nicht weiß: Ovation Pro war und ist die beste und leistungsfähigste DTP-Software unter RISC OS, und im Gegensatz zum Erzfeind Impression (egal ob Style, Publisher oder Publisher+) auch schon seit 2002 – noch vor dem Release des IYONIX – vollständig 32bit-kompatibel. Und als zusätzlichen Bonus gibt es auch eine Windows-Version, die weitestgehend dateiaustauschkompatibel ist – man muss bei den Fonts etwas aufpassen, aber sonst ist das alles problemlos. Zu Risc PC-Zeiten war das mal mein Lebensretter, als ich ein vielseitiges Dokument mit großer Bilderdichte hoher Auflösung kreiert hatte, das unter RISC OS an Speicher- und Geschwindigkeitsgrenzen stieß. Auf den PC geschoben, dort einfach weitergearbeitet – super.

Man kann David Pilling gar nicht genug dafür lobpreisen, dass er in starkem Kontrast zu anderen ehemaligen oder aktuellen RISC OS-Marktteilnehmern den Aufwand getrieben hat, seine Meisterstücke wie SparkFS, Ovation Pro, Hearsay und David Pilling’s Scanning Software erstens über die Jahrzehnte kompatibel mit der neuesten RISC OS-Hardware zu halten (und Updates fast immer kostenlos zur Verfügung gestellt zu haben!) und jetzt die ganzen Sourcen compilefähig zusammengestellt zu haben. Und auch für die historisch Interessierten die damalige Referenzsoftware TWAIN für SCSI-Scanner und ArcFax für die weiterhin bevorzugte Datenübertragungstechnologie deutscher Behörden bereitzustellen. Oder wer es noch klassischer braucht: seine archaische Kermit-Portierung. Danke, danke, danke.

Vielleicht findet sich ja jemand, der die Pflege von Ovation Pro übernimmt – Chris Johnson hat ja David Pilling’s Scanning Software adoptiert, SparkFS ist bei RISC OS Open Ltd. gelandet.