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R-Comp Pre-Show News

Nun sind wir dank meiner Lahmarschigkeit nicht mehr Pre-Show sondern Post-Show (“Show” im Sinne der RISC OS London Show 2021 am vergangenen Wochenende), aber ein paar Infos aus dem Premieren-R-Comp-YouTube-Video, das am vergangenen Donnerstag live gestreamed wurde, wollte ich noch notiert haben. Schön zu sehen, dass auch in den letzten Resten der kommerziellen RISC OS-Welt langsam die neuen Möglichkeiten zur Produktpräsentation genutzt werden.

Softwareseitig lag der Hauptfokus auf Fireworkz, von R-Comp in der Geschmacksrichtung “Fireworkz Pro” verkauft (ich hatte über die diversen Details schon 2015 gebloggt). Die Ex-Colton-Software wird neben seinem älteren Bruder Pipedream vom Originalentwickler Stuart Swales liebevoll gepflegt und ist inzwischen bei Version 2.31 angekommen. Das “Pro” in “Fireworkz Pro” ist der Datenbank-Teil dieses Softwarepakets, das man für nicht-RISC OS-ler vermutlich am besten als “Microsoft Works-Konkurrent” beschreiben könnte, für nur-RISC OS-ler konsequenterweise als “Acorn Advance-Konkurrent”. Textverarbeitung und Tabellenkalkulation sind eng integriert, und im “Pro”-Falle kommt noch ein Datenbankteil dazu, der von DataPower (ebenfalls inzwischen bei R-Comp) abstammt. Solche integrierten Pakete gab es in der IT-Steinzeit der späten 80er zuhauf, beispielsweise in der 8-Bit-Zeit als Mini-Office oder Star-Writer, zu DOS-Zeiten waren Lotus Symphony und StarOffice im Rennen, später wurden meist Einzelprogramme als “Office-Paket” zusammengefasst wie bei Lotus SmartSuite, WordPerfect Office oder auch den freien Produkten OpenOffice bzw. LibreOffice, die aus StarOffice hervorgegangen sind. Aber ich schweife ab.

Passend zu Fireworkz hat R-Comp in Zusammenarbeit mit Andrew Conroy, der die diverse Software aus der Feder des 2009 verstorbenen Paul Vigay pflegt, Webworkz wiederauferstehen lassen. Webworkz erlaubt die Erzeugung eines Standalone-HTML/CSS-Pakets, um Fireworkz-Dokumente möglichst einfach ins Web zu bringen. Sah jetzt auf den ersten Blick nicht so spektakulär aus, eben HTML-Export. Die Software stammt ursprünglich aus den Nullerjahren, war früher Shareware und wird jetzt zusammen mit Fireworkz Pro gebündelt. Wenn ich es richtig verstanden habe, soll aber auch eine freie Version publiziert werden, sobald Andrew Conroy die Zeit dazu findet.

Ein Update zu Messenger Pro 8 wurde ebenfalls verkündet, mir ist nur “hauptsächlich Bugfixes” im Ohr geblieben.

Die Hardware-Seite von R-Comp war für mich schon immer interessanter, und hier gibt es sowohl Fertiges als auch Ausblick zu berichten. Bereits bekannt sind der 4té – ein RPi 4 in einem interessant aussehenden Gehäuse mit einem durchaus interessanten Softwarepaket inklusive Trade-In-Möglichkeit, falls man schon einen RPi 4 besitzt – und der TIX Duet, eine “Zwei-Boards-in-einem-Gehäuse”-Maschine bestehend aus einem Titanium-Board und einem PC-Board nach Kundenwahl. Letzteren gibt es nicht von der Stange, er wird individuell nach Kundenwunsch zusammengebaut, und es wurde mehr als einmal betont, dass die Maschine je nach Ausstattung recht preisintensiv ausfallen kann. Kein Wunder, denn der Basispreis wird ja schon durch das Titanium-Board auf schlappe 500 UKP festgezimmert, und da ist noch kein Gehäuse und kein Netzteil und keine Montage dabei.

Die “+1”-oder “Plus One”-Cartridge ist eine kleine Erweiterungsbox für den Raspberry Pi 400, bestehend aus einem RTC-Modul (das neumodische Zeugs bezieht aktuelles Datum und aktuelle Uhrzeit ja immer aus dem Netz, was für Standalone-Betrieb nicht immer günstig ist) und einem kleinen Schalter, der ohne microSD-Karten-Tausch ein Umschalten zwischen zwei Betriebssystemen beim Booten ermöglicht. Der Name “+1” ist eine Reminiszenz an eine Acorn-Erweiterungsbox namens Acorn Plus 1 Expansion module für den Acorn Electron.

R-Comp zusammen mit Cloverleaf arbeitet schon länger an einer Portierung von RISC OS auf den Rockchip RK3399-SoC, der nicht nur auf zahlreichen SBCs verwendet wird, sondern vor allem im Pinebook Pro, dem Nachfolger des inzwischen nicht mehr produzierten Pinebook, das als “ARMBook” von R-Comp verkauft wurde und auf einem Allwinner-SoC basierte. Es gibt hier noch einige Probleme auszuräumen, bis die Rockchip-Portierung die Verkaufsreife erlangt. Besonders im Bereich USB gibt es Lücken (nur der USB2-Port funktioniert), und fehlende Treiber für den NVMe-Slot sowie das integrierte eMMC wurden genannt – wobei auch von microSD gebootet werden kann, so dass letzteres vermutlich kein Showstopper wäre.

Das Beste kommt zum Schluss, und so vermeldete R-Comp Fortschritte bei der Produktion ihres ITX-Boards für das Pi 4 Compute Module. Die Raspberry Pi Foundation verkauft den Pi bekanntlich in drei Geschmacksrichtungen: “Normal” wie die den meisten bekannten A(+)- und B(+)-Modelle, “Klein” wie die Zero-Modelle und “als Modul” wie die Compute Modules. Letztere sind eine Art Steckplatine oder neudeutsch Daughterboard, die nicht Standalone funktioniert, sondern eben als Modul auf ein Motherboard gesteckt wird. Standardmäßig gibt es da ein I/O-Board, das aber in Kombination mit dem Pi 4 CM wenig mehr bietet als ein Pi 4 oder Pi 400 – Full-Size HDMI, ein PCIe-Steckplatz und die unvermeidliche RTC. Die R-Comp-Variante soll hingegen die für unsereins wichtigen Features nachrüsten: S-ATA und ein Standard-Formfaktor des Boards, so dass es in Gehäuse “off the shelf” passt. Das gezeigte Bild des Boards hatte einen internen M.2-Konnektor (S-ATA only – NVMe wäre nochmals teurer, für RISC OS gibt es noch keine Treiber, und der Performancegewinn ist im RPi-CM-Umfeld fragwürdig) und 3 S-ATA-Sockets neben dem “üblichen” wie Power, USB und Ethernet sowie einem PCIe-x1-Slot. Bemerkenswert war noch, dass “Load”-Anschlüsse vorgesehen waren, um für zickige Netzteile ggf. zusätzliche Last zu erzeugen. Wer sich an die Probleme bei IYONIX und Titanium erinnert bei der Verwendung diverser ATX-Netzteile darf hier aufatmen. Naheliegender Performance-Engpass an dieser Stelle ist natürlich die eine verfügbare PCIe-Lane mit nominell 5 Gbps, aber für schnelles S-ATA und dazu noch USB3 sollte es für RISC OS-Zwecke dicke ausreichen.

Im Moment liegt das Produktionsdatum im November, und man darf auf den Preis gespannt sein. Pi 4 CM (die 4 GiB-RAM-Variante liegt schon bei 65€, und da man tendenziell ein Dual-OS-System will, ist für Linux eher die 8 GiB-RAM-Variante anzuraten, die in der WLAN+BT-Variante bei knapp 100€ liegt) und ITX-Motherboard zusammen werden wohl kaum preislich signifikant unter einem Titanium-Board liegen, wenn ich mal meine Laieneinschätzung zum Besten geben darf. Es ist nicht zu erwarten, dass R-Comp hier 1000er Stückzahlen produzieren lässt, und obwohl auch bestückte Boards in kleinen Stückzahlen inzwischen sehr preiswert in Fernost gefertigt werden können, werden allein die Spezialkomponenten wie der PCIe-Switch und die CM-Connectors den Materialpreis unangenehm in die Höhe treiben, insbesondere in der derzeitigen angespannten Chip-Situation.

Das Titanium-Board ist ja nun auch schon ein paar Jahre alt, und das dort verwendete TI-OMAP5-SoC ist vor allem videotechnisch inzwischen (und eigentlich auch schon damals) hinterm Mond und wurde performancetechnisch vom Pi 4 überholt, zumindest was CPU und Speicher angeht. Die Kombination ITX-Motherboard mit RPi 4 CM-Daughterboard könnte das nun auch bei der Plattenperformance schaffen, so dass ein schönes rundes System entstehen könnte. R-Comp hätte auch die Chance, dieses ITX-Board an der Linux-Front zu verkaufen, denn es gibt schlicht derzeit (noch?) nichts Vergleichbares auf dem Markt. Allerdings ist dieser Teil des Computer-Marktes eher preissensibel, so dass der Erfolg keineswegs sicher ist. Zumal dort die traditionellen R-Comp-Stärken “RISC OS-Support” und “RISC OS-Software-Bundle” keinen Mehrwert begründen. Und für die Linuxer gibt es natürlich an der ARM-Front deutlich mehr Alternativen zum Raspberry Pi. Wenn es für die neuen ARM-Macs mal ein schmerzfreies Linux gibt, werden diese Geräte allein aus Performancegründen die erste Wahl werden.

Jedenfalls könnte die Kombination ITX-Motherboard mit RPi 4 CM-Daughterboard auf längere Sicht die Spitze der RISC OS-kompatiblen ARM-32bit-Maschinen sein, und da hilft die garantierte Verfügbarkeit des RPi 4 CM bis 2028 sicherlich. Eine schöne Überbrückung hin zum langen beschwerlichen Weg von RISC OS in die 64bit-ARM-Welt.

Ein Interview für The Icon Bar

Als mich Mark von “The Icon Bar” fragte, ob ich nicht eins der mittlerweile klassischen RISC OS-Interviews machen würde (also kein Live-Interview – das wäre mir auf Englisch etwas zu heikel – sondern eins wo man einen Sack voll Fragen schriftlich bekommt und diese in aller Ruhe und Ausführlichkeit beantwortet), habe ich nach kurzer Bedenkzeit zugesagt.

Das Ergebnis ist jetzt online und ist womöglich das geschwätzigste Interview seiner Art aller Zeiten. Ich habe die Fragen genutzt, um ein wenig zu philosophieren, ohne dass einem – wie in Foren beispielsweise – direkt widersprochen wird 🙂

Ich wünsche eine angenehme und vielleicht sogar erhellende Lektüre.

175 Ausgaben GAG-News auf einer DVD

Seit wirklich langer Zeit begleitet mich die GAG-News als Informationsquelle rund um RISC OS – egal ob Neuigkeiten, Berichterstattung diverser RISC OS-Shows, Soft- und Hardware-Tests, Programmierkurse. Seit April 1992 die erste Ausgabe erschien, gibt es mit gnadenloser Konstanz alle zwei Monate eine neue Ausgabe. Und so wird dann im Mai 2021 die 175. Ausgabe erscheinen. Zur Feier dieses Jubiläums erscheint eine DVD mit allen 175 Ausgaben als PDF, für Abonnenten zum Vorzugspreis, und für Schnellbesteller (Stichtag ist der 21.02.2021 – heilige Datumssymmetrie!) gibt es noch einen Extra-Rabatt. Das Ereignis ist so wichtig, dass sogar die internationale Presse bei der Berichterstattung dabei war.

Ich erinnere mich dunkel, dass ich nicht ab Ausgabe 1 ein Abo hatte, aber irgendwo zwischen Ausgabe 2 und 4 eingestiegen bin und die Vorausgaben gleich nachbestellt habe. Und so habe ich alle GAG-News-Ausgaben hier lagernd, inklusive der ersten glaube ich 6 Ausgaben, die noch als Lose-Blatt-Sammlung ins Haus kamen bevor auf den schönen grünen Umschlag mit der großen Acorn-Eichel umgestellt wurde. Mit einer kurzen Zwischenabweichung des farbigen Covers irgendwann zwischen 1996 und 1998, als auf Wunsch diverser deutscher RISC OS-Händler (ja, das gab es mal…Mehrzahl! Händler! Damals gab es sogar ganzseitige Händler-Anzeigen in der GAG-News!) für eine repräsentativere Auslage im Ladengeschäft ein buntes Blau-Rot-Grün-Cover verwendet wurde.

Im deutschsprachigen RISC OS-Bereich ist die GAG-News seit sehr langer Zeit konkurrenzlos – frühere Konkurrenz in Form von Druckerzeugnissen (die Markt&Technik-Hobby-Computer-“Archimedes”-Specials, das Risc PC-Magazin von Peter Klein, das Risc-Power-Magazin von Matthias Seifert) sind schon lange Geschichte, und die Zeit der Disc-Magazine, die in Vor-Internet-und-Mailbox-Zeiten auf Floppy weitergegeben wurden (ich nenne mal die ArcGames von Matthias Seifert und den Hardliner von Bytepool Productions/Tim Juretzky & Co), ging ja auch eher rasch zu Ende.

Dass die zweimonatliche Erscheinungsweise zuverlässig wie ein Uhrwerk durchgehalten wurde, ist in erster Linie natürlich dem Herausgeber Herbert zur Nedden zu verdanken, der in Schwachlastzeiten die Seiten einfach durch mehr eigene Beiträge füllt. Sogar gegenüber der englischsprachigen Konkurrenz wie der Archive mit ähnlich langen Erscheinungszeiträumen ist das schon bemerkenswert. Da ist mal ein großes “Dankeschön” fällig für die Jahrzehnte der guten Arbeit. Seit einigen Jahren liefere ich auch regelmäßig Beiträge zu, da Herbert einzelne meiner Blogeinträge mehr oder weniger direkt als GAG-News-Beiträge verwenden darf und soll.

Hier http://www.gag.de/gagdisc.html gibt es alle Details zu den Bestellformalitäten.