25 Jahre Acorn Risc PC

Vor 25 Jahren (genauer: am 1994-04-15) kündigte Acorn den Risc PC an, eine neue Generation Hardware nach dem Archimedes (A3xx/A4xx/A540/A3000) und der A-Serie (A3010/A3020/A4000/A5000/A4). Mit stark verbesserten Grafikfähigkeiten (z.B. TrueColour-Unterstützung, bis zu 2 MiB VRAM), bis zu 256 MiB RAM, verbessertem Betriebssystem (RISC OS 3.50) und zukunftsfähiger Architektur – CPU auf einer Steckkarte (zu Anfang ein 30 MHz ARM610), zweiter CPU-Steckplatz für eine zum damaligen Zeitpunkt für Q4/1994 angekündigte PC-Karte (“zwei Computer in einem”) und einem innovativen Gehäusekonzept, das eine modulare Erweiterung (quasi scheibchenweise – englische Bezeichnung: “Slice”) ermöglichte. Beim angedachten Maximalausbau mit 4 Slices war Platz für 4 5,25″-Laufwerke und 5 3,5″-Laufwerke nebst 8 Erweiterungskarten (“Podules”) und einer Netzwerkkarte (“NIC”).

Ungewöhnlich für die damalige Zeit, und vermutlich eine vorbeugende Maßnahme gegenüber eventuellen Unkenrufen, dass das wieder enden würde wie beim A540, der bekanntlich auch eine CPU-Karte hatte, aber nie ein Upgrade dafür bekam: Acorn garantierte bereits damals Upgrade-Preise für zukünftige CPUs wie den ARM700 und den ARM800. Letzterer erschien nie, weil durch glückliche Fügung bereits 1996 der DEC StrongARM mit phantastischen 200 MHz zur Verfügung stand und als das vermutlich beste Performance-Update eines Computers überhaupt in die Geschichte einging.

Die originalen Pressemitteilungen aus dieser Zeit ist immer noch bei Google Groups nachlesbar: Acorn Risc PC Press Releases

Ein echtes Zeitdokument findet sich auch auf YouTube mit der Video-Aufzeichnung des “Launch Events” in London am 1994-04-16: Acorn Risc PC Launch – 16th April 1994

Obwohl schon fertig, hatte Acorn auf der CeBIT 1994 im März den Risc PC nur der Fachpresse im Hinterzimmer gezeigt – die Jungs von ARM wussten das aber nicht und hatten einen Medusa-Prototyp auf ihrem Stand, den Eingeweihte trotz ungewöhnlichem Gehäuse sofort als den kommenden Risc PC identifizieren konnten (ohne den Namen damals zu kennen) – an der Masse der Besucher ging dieses Kleinod aber natürlich komplett vorbei. Stattdessen wurde der Risc PC auf der international unbedeutenden Education-Messe in Harrogate der “breiten” Öffentlichkeit zum ersten Mal präsentiert. Eine weitere Kuriosität in der langen Geschichte der “epic marketing fails” seitens Acorn.

Kritik regte sich recht schnell bezüglich diverser Details jenseits der üblichen Einschätzung “zu wenig für zu viel Geld” im Angesicht der berüchtigten Sparsamkeit Acorns bezüglich Hauptspeicher- und Festplattengrößen:

  • Der ARM610 mit sparsamen 30 MHz und weiterhin 4 KiB Cache war eher langsamer als sein Vorgänger ARM3, der in Spezialversionen auf bis zu 36 MHz getrieben wurde.
  • Das 2 MiB-VRAM-Maximum schien damals schon etwas knapp, denn es limitierte die mögliche TrueColour-Auflösung auf 800×600, was auf 1994 bereits gängigen 17″-Monitoren etwas schmal wirkte.
  • Dazu die Entscheidung, zwar tastaturtechnisch auf PS/2 zu wechseln, aber beim zunehmend merkwürdig anmutenden Busmaus-Anschluss zu bleiben.
  • Die Tatsache, dass die PC-Karte erst rund neun Monate später kommen sollte (tatsächlich wurde es schließlich April 1995, bis die ersten Exemplare in Kundenhand waren).
  • Die Frage, ob das doch relativ lahmelige RAM (16 MHz effektiver Systemtakt, 32bittige Anbindung) zukünftigen CPUs und vor allem dem propagierten Mehrprozessorbetrieb gewachsen sein würde.
  • Die doch recht sparsamen neuen Features in RISC OS 3.50, das insgesamt gegenüber dem fast schon drei Jahre alten RISC OS 3.10 kaum mehr als Anpassungen an die neue Hardware beinhaltete – das weckte durchaus Zweifel bezüglich der Fähigkeit Acorns, die bitter notwendigen Nachrüstungen am OS einigermaßen zeitnah vorzunehmen – verstärkt wurde das noch, als Windows 95 erschien, OS/2 beinahe schon im Massenmarkt etabliert war und Apple mit dem PowerPC auf eine leistungsfähige CPU umschwenkte.
  • Das einkanalige IDE auf dem Motherboard, vor allem nachdem durchgesickert war, dass die Medusa-Prototypen SCSI on board hatten.
  • Nur eine serielle Schnittstelle, obwohl der verbaute Multi-IO-Chip zwei davon intus hatte.
  • Die eher sparsam aufgerüstete Podule-Schnittstelle, die nun bei theoretisch 8 MiB/s (in der Praxis eher 6,5 MiB/s) ihr Maximum weit unter damals verfügbaren ISA-Busmaster-DMA-Karten erreichte, von VLB und PCI ganz zu schweigen.
  • Das schwächliche Netzteil, das der Erweiterbarkeit des Gehäuses nicht angemessen schien.
  • Die praktisch unveränderten Soundfähigkeiten (8-Kanal 8-Bit), obwohl der neue VIDC20 16bit-Sound unterstützte (das wurde später durch recht preisgünstige Upgrades korrigiert).
  • Und wieder kein Floating Point-Coprozessor standardmäßig, ja nicht mal eine CPU mit Coprozessor-Bus zur späteren Aufrüstung (das wäre der ARM600 gewesen).
  • Angesichts der möglichen 256 MiB RAM im Vollausbau wurde auch langsam klar, dass der 26bit-Adressmodus mit seiner Limitierung der Programmgröße auf 28 MiB aufgrund der althergebrachten RISC OS-Memory-Map ein Ding der Vergangenheit war – eventuell wäre es besser gewesen, schon damals den Schnitt hin zu den echten 32bit-Prozessormodi zu machen, aber Manpower war knapp und die Rückwärtskompatibilität aufgrund der Verankerung im Education-Bereich fast schon heilig, und die nicht vorhandene CPU-Mehrleistung machte eine Emulationslösung unattraktiv.

Was in Summe dazu führte, dass für einen A5000-Besitzer, womöglich gar mit FPA, 8 MiB RAM und Colour Card Gold, der Risc PC kaum eine Überlegung wert war.

Und der Preis war natürlich auch immer ein Thema, aber im Angesicht der PC-Karte für 99 UKP – damals etwa 250 DM, der Pfundkurs war deutlich günstiger für uns Deutsche als noch Anfang der 90er – relativierte sich der anspruchsvolle Preis etwas, denn schließlich kaufte man ja quasi zwei Computer in einem, einen mit RISC OS und einem mit DOS und Windows. Und einen Computer mit eingebauter Zukunftsfähigkeit.

Mein eigener Einstieg in die Risc PC-Welt – seit 1990 hatte ich einen A3000, aufgerüstet mit 4 MiB RAM, RISC OS 3.10 und SCSI – begann 1995 mit der zweiten Generation, dem Risc PC 700 mit 40 MHz ARM710, RISC OS 3.60 und der PC-Karte von Anfang an. Ein sehr rundes Gerät, die CPU deutlich schneller vor allem dank 8 KiB Cache, das RISC OS deutlich abgerundet und mit allen entscheidenden Dingen von CDFS über TCP/IP-Stack bis zu den Toolbox-Modulen und dem Draw/Paint/Edit-Triumvirat im ROM. Ein riesiger Fortschritt gegenüber dem A3000.

RISC OS-technisch wurde der Risc PC erst 2002 durch einen Castle IYONIX pc ergänzt und läuft bis heute ganz prima. Ein beständiges und letztlich im wahrsten Sinne des Wortes preiswertes Stück Hardware, aufgerüstet über die Jahre bis an die Zähne mit 287 MHz StrongARM, 128 MiB RAM, RISC OS 4.29 (aka “Select 1”), IDE-Podule, SCSI-Podule, ViewFinder-Grafikkarte, Dual-Serial-Podule und 100 MBit-Ethernet-NIC.

Edit 2019-05-15: peinlichen Schreibfehler korrigiert, den ich erst in gedruckter Form in der neuen GAG-News gesehen habe 🙁

ADFFS 2.72 (auch via PackMan) verfügbar

Jon Abbott vom JASPP hat heute (yeah, brandaktuelle News in meinem bescheidenen Blog!) die Verfügbarkeit von ADFFS 2.72 verkündet. Wieder stand die Stabilität im Vordergrund, ebenso Abrundungen bezüglich Kompatibilität. Auch DOS- und Atari-Images können nun gelesen werden. Als neu unter RISC OS 5 unterstützte Spiele kamen Sim City 2000 und Burn’Out dazu. Vor allem das saubere Beenden von Spielen unter ADFFS-Kontrolle per Ctrl+Shift+F12 funktioniert nun in viel mehr Fällen. Ebenso werden nun Abstürze im Spielecode, während der ADFFS-JIT aktiv ist, sauber abgefangen um einen sauberen Systemzustand nach dem kontrollierten Beenden des gecrashten Spiels sicherzustellen.

Auch die Unterstützung für WIMP-basierte Spiele hat Fortschritte gemacht, ist aber noch lange nicht rund, wie Jon nicht müde wird zu betonen. Und eine merkwürdige Unverträglichkeit mit StrongEd wurde behoben.

Wie seit 2.69 üblich ist auch 2.72 über PackMan verfügbar, ebenso die bisher unter JASPP-Flagge re-releasten Spiele-Klassiker.

Aufmerksame Beobachter fragen sich jetzt, wo denn Version 2.71 geblieben ist? Jon sind schlicht die Buchstaben ausgegangen – er “nummeriert” die Entwicklungsversionen nach dem Muster 2.71a..2.71z durch, und nach 2.71z kam eben 2.72a, und erst mit 2.72k war Jon glücklich, woraus dann die jetzt veröffentlichte 2.72-Release-Version entstand.

Wieder nix in 2018, neuer Versuch in 2019

2018 neigt sich dem Ende, und im Jahresendspurt passiert erfahrungsgemäß vor lauter anderen Verpflichtungen eher wenig. Nachfolgend die Liste der Softwareprojekte, die ich “eigentlich” in 2018 erledigen wollte, die aber weiter ihrer Finalisierung harren. Oft fehlen nur Kleinigkeiten, oder “nur noch das letzte Feature”, oder etwas Feinschliff.

CDVDBurn

Der Klassiker gleich zu Anfang. Das letzte offizielle Release, Version 2.02b (auch wenn als Beta gelabeled), war Feburar 2007. Seither plane ich ein neues Release. Was ist seither passiert? DVD-RAM kann geschrieben werden. Blu-Ray kann als BD-R und BD-RE geschrieben werden. Ein Extraktor ist nun integriert, mit dem man unabhängig von CD(ROM)FS Daten-CDs/DVDs/BDs anschauen kann und Dateien extrahieren kann, inklusive Unterstützung für Joliet und ein Subset der Rockridge-Extensions (soweit unter RISC OS sinnvoll). Dazu wurde die Lauffähigkeit unter ARMv7 und ARMv8 sichergestellt (ein echtes Abenteuer mit dem uralten Ada-Compiler). USB-Unterstützung für RISC OS 5 ist an Bord, ebenfalls S-ATA-Unterstützung fürs neue ADFS (z.B. auf Titanium und IGEPv5).

Ich hatte die Hoffnung, auf zumindest einem gängigen USB- und S-ATA-Laufwerk das DVD-R-Schreiben hinzukriegen, bin aber gescheitert. Einen Versuch habe ich mir noch vorgenommen (Incremental Writing statt DAO/TAO mit reserved track), und dann wird endgültig released, egal ob mit oder ohne DVD-R-Unterstützung. Dual-Layer-Unterstützung für BD-R und BD-RE wäre auch noch schön. Das Update wird kostenpflichtig werden, ich hatte einige Investitionen in Laufwerke und andere Hardware.

TapirMail

David Llewellyn-Jones hat 2018 den Sourcecode für TapirMail auf GitHub freigegeben. Mein Plan war, den Sourcecode etwas aufzuräumen, mit aktueller OSLib und aktuellem GCC und DDE baubar zu machen (so richtig mit Makefile und so…) und dann per Pull-Requests die weitere Entwicklung voranzutreiben. Beispielsweise die Unterstützung für Secure POP3/SMTP, und ggf. auch IMAPS. Da bin ich mittendrin steckengeblieben – bauen tut alles, aber Weiterentwicklung ist nicht geschehen, und ich stecke noch in den Überlegungen, wie so ein RISC OS-Projekt unter GitHub anständig strukturiert sein sollte. Jetzt, mit Jeffreys Git-Client (oh, darüber wollte ich ja auch noch bloggen…), ergeben sich da neue Möglichkeiten.

Isofier

Aus der Reihe “Java-basierte Software für RISC OS, aber nicht unter RISC OS”: ein ISO9660/Joliet-Image-Erzeuger. Die Kommandozeilenvariante funktioniert prächtig, das grafische UI nicht so wirklich. Die Besonderheit ist die volle Unterstützung für die HostFS-Implementierungen von RPCEmu und VirtualRPC, es werden also die Filetype-Extensions automatisch in CDFS-Extensions gewandelt, unter Berücksichtigung der VRPC-extensions-Konfiguration und einer MimeMap-Datei.

ImageTransformer

Aus der Reihe “Java-basierte Software für RISC OS, aber nicht unter RISC OS”: ein Konverter für das CDVDBurn-Fake-Image-größer-als-2-GiB-Format. In beide Richtungen natürlich. Nützlich, um unter RISC OS erzeugte Images dann auf dem PC brennen zu können, oder auf dem PC erzeugte Images (z.B. mit oben genanntem Isofier) unter RISC OS brennen zu können.

SpriteConverter/SpriteViewer

Aus der Reihe “Java-basierte Software für RISC OS, aber nicht unter RISC OS”: SpriteConverter ist ein Kommandozeilentool zur Konvertierung einer Sprite-Datei (also allen oder einzelnen Sprites darin) in PNG, JPEG, GIF oder was auch immer als Java ImageIO-Plugin zur Verfügung steht. SpriteViewer setzt auf demselben Code auf und zeigt in einer grafischen Oberfläche den Inhalt einer Sprite-Datei an, einmal in einer !Paint-artigen Übersicht, dann aber auch per Doppelclick in Originalgröße mit Zoommöglichkeit und Palette. Man kann einzelne Sprites daraus auch direkt als PNG, JPEG oder GIF exportieren. Geplant als kostenlose Software.

ArchiveViewer

Aus der Reihe “Java-basierte Software für RISC OS, aber nicht unter RISC OS”: eine grafische Oberfläche zur Anzeige der Inhalte typischer RISC OS-Archivdateien wie Spark, ArcFS, PackDir, Squash und ZIP, mit voller Filetype-Unterstützung. Basiert hauptsächlich auf der großartigen Vorarbeit namens riscosarc von James Woodcock. Geplant als kostenlose Software.

BBC BASIC Detokenizer

Aus der Reihe “Java-basierte Software für RISC OS, aber nicht unter RISC OS”: ein kleines Tool, um tokenisiertes BBC BASIC V/VI in plain text umzuwandeln. Mit oder ohne Zeilennummern. Geplant als kostenlose Software.

FilecoreImageReader

Software, um Sprites zu lesen, um Archive zu lesen, um BBC BASIC zu lesen…wofür das alles? Auslöser war der vorerst letzte Teil aus der Reihe “Java-basierte Software für RISC OS, aber nicht unter RISC OS”: ein mächtiges Werkzeug, um Filecore-Images (.adf, .hdf) anzuschauen und Dateien und/oder Verzeichnisse daraus zu extrahieren. Unterstützt D, E(+) und F(+)-Format, minimaler Speicherverbrauch auch bei riesigen Images. Anzeige des Verzeichnisbaumes mit den “echten” RISC OS-Icons. Anzeige der Inhalte von Sprite-Dateien, Archiv-Dateien, Plain-Text-Dateien und BASIC-Dateien (andere Dateitypen werden in einer Hexdump-View angezeigt). Im Moment baue ich gerade echte Acorn Latin 1 Codepage-Unterstützung, um sowohl die Plain-Text-Anzeige als auch die Konvertierung der Dateinamen besser hinzukriegen. Und ich hätte gerne eine Filer-like-Ansicht für einige Inhalte, damit das eleganter aussieht. Und es gibt noch irgendwo einen Bug, der bei einem Disc-Image das mir vorliegt bei, Scannen der Verzeichnisstruktur in eine Endlosschleife gerät. Mindestens das Erkennen der Endlosschleife mit sauberem Abbruch des Lesevorgangs wäre Voraussetzung für ein baldiges Release. Außerdem würde ich gerne automatisch die !Sprites-Dateien von Apps direkt zur Visualisierung verwenden.

Ein Projekt wie FilecoreImageReader ist natürlich in ständiger Gefahr, dem “Feature Creep” zu erliegen. Man könnte doch bekannte Filetypes aus der PC-Welt auch noch direkt als Inhalt anzeigen (Grafikformate, PDF, PostScript…). Und generell die UI Filer-like machen. Und noch ein RISC OS-artiges Look&Feel für Swing bauen. Und eine Anzeige von Draw-Files ermöglichen. Und Templates. Und Impression…und Artworks…

Auf jeden Fall wird es eine kostenpflichtige Version mit all den coolen Features geben, und eine freie Version wo man nur den nackten Verzeichnisbaum mit Extraktionsmöglichkeit hat, möglicherweise auch limitiert auf Floppy-Images.

PipeDream 4.56 verfügbar

Stuart Swales hat die Verfügbarkeit von PipeDream 4.56 verkündet (inzwischen durch 4.56.01 mit minimalem Bugfix ersetzt). Genauere Details kann man der länglichen Release-Historie entnehmen. Interessanterweise sind – neben den unvermeidlichen Bugfixes – einige UI-Änderungen in Richtung Style-Guide-Compliance eingeflossen. PipeDream war da schon mindestens seit Version 3 (die erste, die ich selbst benutzt habe) im Detail doch häufig abweichend von dem, was unter RISC OS so gängig war. Vom Save/Discard/Cancel-Dialog bis zu den Feinheiten des Save-As-Fensters.

Schön auch, dass die genutzten Ressourcen nun sprach-/ländertechnisch sauber separiert wurden, was eine deutsche Version stark vereinfachen würde. Nur die Älteren werden sich erinnern, dass PipeDream 3 zu RISC OS2-Zeiten eine der wenigen Anwendungen war, die komplett auf Deutsch verfügbar war. Aber dann eben nur auf deutsch, der geneigte Benutzer konnte nicht für die englische Originalversion optieren. Aus dieser Zeit stammt auch noch das rudimentäre deutsche Wörterbuch für die Rechtschreibprüfung.

RISC OS 5.26 und NOOBS

Um einen sauberen Release-Stand unter der neuen Apache-Lizenz zu haben, ohne gleich das ganz große Release-Rad drehen zu müssen, hat RISC OS Open Ltd. kurzerhand die Version 5.24 als 5.26 neu released. Codetechnisch hat sich nichts verändert, nur die eine oder andere Lizenzdatei wurde angepasst. Konsequenterweise sind damit ab sofort auch alle Development-Versionen bei 5.27 angekommen. Damit entsteht nun die potenziell verwirrende Situation, dass RISC OS 5.25 weiter fortgeschritten war als RISC OS 5.26, aber das wird die überschaubare RISC OS-Community wohl gut verkraften können.

Eine Möglichkeit, auch auch auf dem recht neuen Raspberry Pi 3 A+ (wofür auch immer der im RISC OS-Universum gut sein soll – ein paar Euro weniger auf Kosten von USB-Anschlüssen und Ethernet?) die Version 5.26 einfach mal auszuprobieren ist seit einiger Zeit auch wieder die NOOBS-Distribution. Nach längerer Pause ist hier RISC OS neben zig Linux-Varianten wieder mit von der Partie.

Wer es nicht weiß: NOOBS (ein Akronym für “New Out Of the Box Software”) wird von der Raspberry Pi Foundation als Multi-OS-Installer für den schnellen Wechsel verschiedener Betriebssysteme angeboten, ideal für Pi-Einsteiger zum Ausprobieren verschiedener Varianten. Für dauerhafte RISC OS-Nutzung ist NOOBS aber nicht zu empfehlen, weil RISC OS die Filecore-Parition nicht einfach erweitern kann (und Filecore zudem nur eine Partition unterstützt) und man daher größere SD-Karten platztechnisch nicht ausnutzen kann. Da ist der Weg über SystemDisc und HForm weiterhin der bessere.

ADFFS 2.70 (auch via PackMan) verfügbar

Jon Abbott vom JASPP hat (schon vor einiger Zeit) die Verfügbarkeit von ADFFS 2.70 verkündet. Hauptsächlich Bugfixes fanden Einzug, damit funktionieren nun auch einige weniger populäre Spiele neueren Datums wie “DragonBall”, “Sally und Wally” oder die StrongARM-kompatible Version von “Saloon Cars Deluxe” aus dem Jahr 2000.

Wie schon 2.69 ist auch 2.70 über PackMan verfügbar, ebenso die bisher unter JASPP-Flagge re-releasten Spiele-Klassiker.

ISO-Images können nun direkt aus ADFFS erzeugt werden – das muss ich dringend mal testen. Leicht verbessert zeigt sich die Integration von USBJoystick, die ich leider immer noch nicht getestet habe. Aber demnächst bestimmt…

Jon arbeitet bereits an 2.71, das verbesserte Unterstützung für Spiele, die zunächst ins WIMP starten, mitbringen soll. Aldebaran, Elite, Karma, Sim City…da sind ein paar interessante Kandidaten dabei. Ist aber aufgrund der Art und Weise, wie ADFFS die Emulation implementiert, eine ziemlich harte Nuss zu knacken, weil man sich um die ganze WIMP-Environment-Handler-Grütze kümmern und mit anderen Anwendungen friedlich koexistieren muss.

RPCEmu 0.9.1 ist da

Ich muss noch ein paar aktualisierte Versionen nachliefern, beginnend mit dem Emulator der Herzen, dem RPCEmu.

Vor kurzem wurde die Version 0.9.1 veröffentlicht. Hauptsächlich Feinarbeit und kleinere Bugfixes prägen das Changelog. Der Netzwerk-Pseudo-Podule-Treiber wurde nun besser integriert, ist 26/32bit-neutral und SharedCLib-neutral und kann deshalb problemlos per Podule-Loader ohne explizites Softloading ins System gebracht werden. Etwas später wurden auf der Mailingliste noch Patches gereviewed, um unter MacOSX die Tastaturunterstützung wieder sauber zu ziehen, da gab es bei der Umstellung von Allegro auf Qt ein paar Verwerfungen. Eventuell sind die Patches auch hilfreich für die RISC OS-Portierung von RPCEmu, die mal experimentell von Chris Gransden durchgeführt wurde – dort haperte es auch an der Tastaturunterstützung.

Bei meinen Versuchen unter Linux bin ich letztens gescheitert beim Versuch, das Netzwerk wie hier beschrieben einzurichten – die chown-root-Methode funktioniert mit der von mir verwendeten Qt-Version nicht mehr, Qt lehnt das Starten der Anwendung mit Root als Owner schlicht ab. Es zeichnet sich allerdings ab, dass eine alternative Netzwerk-Lösung seinen Weg in den RPCEmu finden könnte, auf Basis von Slirp, das auch von QEMU und VirtualBox verwendet wird. Das wäre dann die lang ersehnte “zero config”-Variante, mit der sich RPCEmu direkt in das Netzwerk der Hostmaschine integrieren könnte, ganz ohne Tunelling und Bridging und das ganze unhandliche Gedöns. Wir hoffen weiter!

ADFFS 2.69 (auch via PackMan) verfügbar

Jon Abbott vom JASPP hat die Verfügbarkeit von ADFFS 2.69 verkündet. Nur ein kleineres Update gegenüber 2.68, hauptsächlich um die neueste Version nebst allen frei verfügbaren und unterstützten Spielen via Paket-Management (sprich !PackMan) verfügbar zu machen. Außerdem wird das USBJoystick-Modul nun automatisch beim Startup geladen, und es gab einige kleienre Bugfixes sowohl bei den Game-Start- und Patch-Scripts als auch in ADFFS selbst.

Die primäre Testplattform ist übriens inzwischen der Raspberry Pi 3, also quasi die maximale Inkompatibilität gegenüber den alten Kisten (RISC OS 5.24, ARMv8).

Seit dem letzten ADFFS-Update hat Jon auch noch ein paar alte Spiele sauber paketiert freigegeben, S.W.I.V. dürfte darunter das bekannteste (und aus meiner Sicht auch das beste) sein. Ein paar weniger bekannte Spiele von Cambridge International Software sind auch mit dabei, das bekannteste darunter dürfte MicroDrive sein, ein Golf-Spiel nach Leaderboard-Art, das angeblich eines der realistischeren seines Genres sein soll. Mein absolutes RISC OS-Lieblingsspiel, Spheres of Chaos, hat inzwischen auch das Licht der Welt erblickt. Auf einem A3000 mit Gamer’s Upgrade – 4 Spieler am Joystick, einer an der Maus und drei an der Tastatur – wäre zu versuchen, ob das mit ADFFS und USBJoystick nun wieder möglich wäre. Ein Projekt für die Weihnachtsfeiertage.

Danke an Jon und an Alan Buckley für die neue Variante via Paket-Management – das sollte die Sache für viele Benutzer stark vereinfachen.

Schnellere Grafik für ARMX6 und mini.m

R-Comp hat die Verfügbarkeit eines Grafiktreibers für die Beschleunigung diverser Videooperationen für iMX6-basierte Systeme verkündet. Von Adrian Lees implementiert (die Älteren erinnern sich: der ARM-Magier, der uns Aemulor und Geminus gebracht hat) und für die Kleinigkeit von 30 UKP käuflich zu erwerben. Ob zukünftig ausgelieferte Maschinen dieses Feature bereits kostenlos mitliefern, ist unklar.

Hier ist die Ankündigung von R-Comp nachzulesen. Wer der Preis vermisst: so sind sie halt, die Briten. Wer auf der R-Comp-Webseite stattdessen danach sucht, wird derzeit ebenfalls nicht fündig. Details, welche Dinge beschleunigt werden, sind ebenfalls nur über die Mailingliste zu erfahren. Aber: man kann dieses Add-On immerhin über !Store kaufen, den Online-Shop-als-Application von R-Comp. Ja, das Dingens mit der gruselig unsicheren Zahlungsweise.

Was als “up to 10x better real-world performance” angekündigt wurde, entpuppt sich jetzt als klassische hardwarebeschleunigte Rectangle Copy. Sicherlich schön, aber nicht gerade bahnbrechend. Immerhin schließen jetzt an dieser Performance-Ecke ARMX6 und mini.m endlich zu Titanium, IGEPv5, PandaBoard, Raspberry Pi, IYONIX pc und RiscPC+ViewFinder auf. Ja, alle diese hatten von Anfang an diese Beschleunigung aktiv. Siehe auch hier die Benchmark-Ergebnisse, der ARMX6 dort ist natürlich noch ohne die neue Beschleuniger-Funktion vermessen worden.

Glückwunsch, R-Comp!

RISC OS demnächst unter Apache-Lizenz

Es gibt Bewegung an der RISC OS-Lizenz-Front. Vor wenigen Stunden kam die für mich überraschende Nachricht, dass die von vielen ungeliebte Castle-Lizenz demnächst durch die Apache 2.0 License abgelöst wird.

Zuvor gab es die Ankündigung, dass RISC OS Developments Ltd. (im Prinzip Andrew Rawnsley von R-Comp/RCI und Richard Brown von Orpheus Internet/GeneSys Developments Ltd. neben ein paar ungenannten Investoren, gegründet im April 2017, einzig bisher sichtbares Ergebnis: das OBrowser-Frontend zum Otter-Browser-Port, und keinesfalls nicht zu verwechseln mit der angekündigten, aber nie vollzogenen Umbenennung von RISCOS Ltd. nach RISCOS Developments Ltd. von anno 2004 beim letzten großen RISC OS-Lizenzkrach) die Rechte an RISC OS komplett durch die Übernahme von Castle Technology erworben hat – ein paar Details nebst ein wenig historischem Kontext dazu bei RISCOSitory.

Was bedeutet das in der Praxis? Man weiß es nicht. Wer bisher aufgrund der “aber es ja gar nicht echtes Open Source!”-Problematik nicht an RISC OS mitarbeiten wollte, hat nun keine Ausreden mehr. Oder besser gesagt: diese eine Ausrede gibt es nicht mehr, aber es ist natürlich immer noch nicht GPL (die Lieblingslizenz derer, die lieber schwätzen als machen) und der Compiler wird vermutlich auch nicht unter der APL freigegeben (dazu gibt es zumindest noch keine Infos), d.h. die Mitentwicklung an RISC OS erfordert weiterhin, ein paar Euros in die Hand zu nehmen.

Als problematisch empfinde ich, dass der Zwang der Castle-Lizenz zum Feedback von Änderungen von kommerziellen Lizenznehmern nun wegfällt. Das bedeutet prinzipiell eine Fork-Gefahr durch kommerzielle Verwender, was das fragile RISC OS-Gebilde doch sehr beschädigen könnte. Hätte R-Comp die bei der ARMX6-Entwicklung vorgenommenen Änderungen wirklich in die Mainstream-Version zurückgespeist? Da bin ich unsicher. Die wenigen Firmen, die noch im RISC OS-Markt tätig sind, sind aus meiner Sicht nicht gerade als große Verfechter der Open Source-Idee bisher in Erscheinung getreten, sondern eher als Schmarotzer der großen Open-Source-Welt. Die Versuchung, billige ARM-Boards mit einer RISC OS-Portierung in teure RISC OS-Maschinen zu verwandeln und die notwendigen Treiber für sehr relevante Zeiträume (also deutlich länger als die bisher durch die Castle-Lizenz maximal vorgegebenen 12 Monate) Closed-Source zu halten, dürfte riesig sein.

Im Prinzip könnte solch einer Fehlentwicklung nur durch eine starke Community begegnet werden, die den Open-Source-Gedanken hochhält und Firmen weitestgehend boykottiert, die diese Ideen konterkarieren wollen. Leider ist die RISC OS-Community nach meiner Einschätzung ungefähr das glatte Gegenteil – die Neigung, aufgrund irgendwelcher Versprechungen irgendwem reichlich Geld in den Rachen zu werfen scheint mir ungebrochen – “to support the market”, wie es immer so schön heißt. Spricht aber eben nicht für einen gesunden Markt, wenn man Geld für etwas zahlt, was man eigentlich nicht haben will oder zumindest nicht für den aufgerufenen Preis.

Aber es freut mich, dass die ewige Lizenzdiskussion nun hoffentlich endgültig ein Ende hat. RISC OS ist jetzt echtes Open Source! So richtig OSI! Ohne wenn und aber! Die letzten Signale waren nicht gerade so, dass man das erwarten durfte, Relicensing von altem IP-Zeugs ist immer eine Aufgabe, zumal bei der vorliegenden Historie von RISC OS von mehr als 30 Jahren.

Demnächst ist die RISC OS London Show, da gibt es eventuell mehr Details zu erfahren.