RISC OS 5.22 im Schnelldurchlauf

Rechtzeitig zur Wakefield Show wurde RISC OS 5.22 veröffentlicht. Bekanntlich folgt RISC OS 5 dem „ungerade-gerade“-Versionsnummernschema, wo die geraden Nummern die stabilen Releases repräsentieren und die ungeraden die Entwicklungsversionen.

Aus meiner Sicht relevante Verbesserungen:

  • Filecore kann jetzt nativ mit 2k- und 4k-Sektoren umgehen. Vor 20 Jahren wäre das obercool gewesen, weil man dann direkt PhaseChange- und MO-Laufwerke mit Filecore verwenden hätte können. Ist aber immer noch cool, weil es uns etwas Luft im Kampf mit den großen Festplatten verschafft – bisher gingen 256 GiB einigermaßen problemlos, mit 4k-Sektoren verschiebt sich das Limit damit auf 2 TiB
  • CDFS kann jetzt Joliet
  • LanManFS ist jetzt schneller (die Änderungen von Colin Granville, um die neueren Passwort-Varianten ab Windows Vista zu unterstützen, haben es leider nicht ins 5.22-Release geschafft)
  • wenn die Grafikhardware es kann, werden jetzt auch 4k- und 64k-Farben-Modi unterstützt
  • Verbesserung der DHCP-Unterstützung (Timeout, Hostname)
  • Sort-by-number im Filter (RISC OS Select/Adjust lässt grüßen)
  • Unterstützung für Alpha-Channel-Sprites, Drags werden jetzt mit Transparenz angezeigt
  • GraphicsV vorbereitet für zukünftige Erweiterungen (z.B. Multihead-Unterstützung)
  • EtherUSB-Verbesserungen von Colin Granville

Das stabile Release gibt es in den Geschmacksrichtungen IOMD (Risc PC, A7000(+), RPCEmu), Tungsten (IYONIX pc), OMAP3 (BeagleBoard(-xM), BIK, ARMini, Pandora, Touchbook, IGEPv2) und OMAP4 (PandaBoard (ES), ARMiniX, PandaRO).

ARMX6 und OMAP5 (IGEPv5) sind naturgemäß noch zu frisch, um schon im „normalen“ Release-Zyklus mitzumischen.

Weitere Infos bei RISC OS Open Ltd.

WebKit-Portierung rückt näher

Aktuell ist mal wieder viel Bewegung im GCCSDK-Repository, Abteilung Autobuilder. Qt 5.4.1, Qt5Webkit, QtTestBrowser, Arora. Lee Noar committed wie der Wilde. Auch Chris Gransden, Meister der hundert Portierungen, mischt mit, wie man hier nachlesen kann.

Erfahrungsgemäß ist es ab hier noch ein gutes Stück Arbeit, bevor ein schnieker schneller stabiler Browser zur Verfügung steht. Aber der Anfang ist gemacht. Danke John, Lee, Chris, Alan, Theo und alle die sich rund um GCCSDK und das Tooling drumrum verdient gemacht haben.

RISC OS-Projekte: Qt portieren

Der zweite Teil der Reihe „RISC OS-Projekte“ sollte ursprünglich von Oberflächenbibliotheken und deren Portierung handeln. Qt, GTK+, FLTK und wxWidgets sind da die interessantesten Kandidaten. Zur Portierung interessanter Software vornehmlich aus der Linux-Ecke wäre das eine wichtige Voraussetzung. Auch eine Portierung von WebKit wäre dadurch deutlich erleichtert.

Aus aktuellen Gründen will ich das Projekt etwas kleiner schneidern und nur eine Portierung von Qt kurz anreißen. Qt hat eine lange und bewegte Geschichte, die mit Trolltech begann und durch die Verwendung als Basis für den KDE-Desktop der breiten Masse bekannt wurde. Später wurde Trolltech von Nokia übernommen und Qt 2009 unter der LGPL veröffentlicht, nachdem jahrelang die Lizenzierungsfrage breitgetreten wurde. Qt ist in C++ geschrieben und gilt als einer der wenigen kompetenten Cross-Plattform-GUI-Toolkits. Qt zeichnet sich durch eine verhältnismäßig saubere API aus und wurde auf viele auch eher esoterische Systeme portiert, von Symbian bis Windows CE, von SailfishOS bis BlackBerry OS (QNX-basiert).

Qt ist inzwischen mehr als ein reines GUI-Toolkit, es gibt Module rund um Netzwerkzugriff (Qt Network) oder auch Datenbankanbindung (Qt Sql).

Viele Programmiersprachen wurden mit Anbindungen versehen, darunter z.B. Ada, Perl, Python und Haskell – auch hier also durchaus exotenfreundlich.

Und jetzt kommt der Gag: seit heute ist im GCCSDK-Repository im Autobuilder die Portierung von Qt 5.3.0 durch Lee Noar verfügbar.

Vielleicht hätte ich deshalb den Blogbeitragstitel in „Wunder geschehn“ umbenennen sollen.

Ich hatte noch keine Gelegenheit, ein paar einfache Tests damit durchzuführen, um herauszufinden, welchen Stand die Portierung hat und welche der vielen Qt-Module bereits portiert sind. Vielleicht ist es also verfrühter Optimismus, denn Qt ist groß und es ist kaum anzunehmen, dass ein initialer Port direkt alle Module mitportiert. Die Inhalte im Autobuilder legen aber nahe, dass Qt Core und Qt Gui die ersten beiden Module sind.

Bisher in der Reihe „RISC OS-Projekte“ veröffentlicht:

MiST-Board mit frühem Archimedes-Core

In der Retro-Szene zeichnet sich seit ein paar Jahren ein neuer Trend ab: statt sich mit der uralten Hardware rumzuärgern, die langsam ihrem finalen Verfall entgegenstrebt, oder auf Emulatoren setzt, die es leider oft nicht schaffen das „originale“ Gefühl herzustellen sondern irgendwie synthetisch wirken, setzt man auf „echte“ Hardware auf FPGA-Basis und baut damit die alten Schätzchen nach.

Meines Wissens die erste breit eingesetzte Variante dieser neuen Spielart war der C-One, der eigentlich einen C64 nachbauen sollte, amüsanterweise aber als erste funktionierende „Personality“ einen Amstrad/Schneider CPC-Core bekam. Nicht zuletzt deshalb, weil Original-Entwicklerin Jeri Ellsworth das kommerzielle Projekt C64 DTV (ein Joystick im Competition-Pro-Design, der einen kompletten FPGA-basierten C64-Nachbau enthielt nebst 30 klassischen Spielen und per FBAS direkt an einen gewöhnlichen Fernseher angeschlossen werden konnte) dazwischenschob.

Seit einiger Zeit gibt es nun das MiST-Board mit Zielrichtung eines Nachbaus von Commodore Amiga und Atari ST. Entscheidend: zwei Joystickports der Geschmacksrichtung „9polig Atari-kompatibel“ – also die gute alte Microschalter-Digital-Generation, mit der sich die Kinder der 80er die Handgelenke bei Daley Thompson’s Decathlon oder Combat School ruiniert hat – sind mit an Bord. Software wird über eine SD-Karte bereit gestellt.

Und warum nun ein Artikel über das MiST-Board auf einem RISC OS-Blog? Seit kurzer Zeit steht eine früher Version eines Acorn Archimedes-Cores zur Verfügung, der einen 4MB-A3000 simuliert. Noch nicht wirklich ausgereift (keine Floppy-Emulation), aber ein guter Anfang. Hier kann man sich genau informieren.

Für schmale 200€ kann man das MiST-Board in einem recht schmucklosen Stahlblechgehäuse bei Lotharek (bekannt durch den  SD-Card-Floppy-Emulator HxC) kaufen. Wenn man sich überlegt, was gebrauchte gut erhaltene Atari STs, Commodore Amigas oder Acorn A3000 kosten, ein echtes Schnäppchen.

RPCEmu unter Linux – ein Kochbuch

Bekanntlich ist RPCEmu der beste frei verfügbare Emulator für IOMD-basierte Hardware (vulgo Risc PC und A7000), den es für die Geschmacksrichtung „Linux“ gibt. Während es für die Windows-User ein „ready-to-install“-Paket gibt und auch ein ZIP-Paket, das man einfach irgendwo auf die Platte extrahiert, heißt es bei Linux traditionell „compile from source“.

Ich will hier für eine aktuelle Ubuntu-Installation kurz die Schritte skizzieren, die einen zu einem funktionsfähigen RPCEmu mit Netzwerkunterstützung führen – auf der RPCEmu-Seite sind die Hinweise doch etwas verstreut, und einiges muss man sich zusammenreimen.

Das verwendete RISC OS ist natürlich RISC OS 5 von RISC OS Open Ltd.

RPCEmu Quellcode beschaffen

Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Sourcecodearchiv von der RPCEmu-Seite  herunterladen, oder per Mercurial direkt das Source-Repository anzapfen. Ersteres ist etwas komfortabler, weil im Archiv bereits viele Dinge unabhängig vom Quellcode an der richtigen Stelle liegen. Will man letzteres tun, muss man Mercurial („hg“) auf die Kiste bekommen – der Paketmanager hält hier alles notwendige bereit (einfach „sudo apt-get install mercurial“ ausführen geht am schnellsten). Auschecken des tip-Standes (anderswo „Head“, „Trunk“ oder „Master“ genannt) ist simpel:

hg clone http://www.home.marutan.net/hg/rpcemu rpcemu

Egal für welchen Weg man sich entscheidet, man sollte am Ende ein „rpcemu“-Verzeichnis auf der Platte liegen haben, in dem sich der Quellcode im Verzeichnis src befindet.

RPCEmu compilieren

Zunächst sollte man sein Linux mit den notwendigen Libraries ausstatten. Gott sei Dank sind die Abhängigkeiten hier überschaubar: es braucht nur Allegro (mindestens Version 4.2, aber nicht Version 5; derzeit aktuell ist 4.4) und pthread (aka libpthread). Letzteres war bei mir schon installiert, ersteres kam über „sudo apt-get install liballegro4-dev“.

Über das config-Skript parametriert man alle notwendigen Dinge, vor allem aktiviert man den dynamischen Recompiler (vulgo „JIT“), weil sonst die Emulation doch eher gemächlich läuft: ./configure –enable-dynarec

Danach kommt dann der eigentliche compile-Vorgang, den man wie üblich per „make“ startet. Resultat ist ein Binary namens „rpcemu“, das theoretisch ausführbar wäre – aber es fehlt ja noch ein bisserl was.

RPCEmu vorbereiten

Hat man sich bei der Quellcode-Beschaffung vom Mercurial-Repository bedient, muss man etwas mehr tun. Dort, wo das rpcemu-Binary nun liegt, erzeugt man zwei Verzeichnisse: hostfs (dort liegt später das RISC OS-Dateisystem) und poduleroms (dort kommen RISC OS-Module rein, die RPCEmu dann automatisch ins ROM integriert, und zwar über den Podule-ROM-Mechanismus – genau so, wie z.B. bei physischer RISC OS-Hardware die Podules (Netzwerk, SCSI, IDE, USB…) ihre Treiber ins RISC OS einbinden). Ins poduleroms-Verzeichnis kopiert man jetzt die drei Dateien hostfs,ffa hostfsfiler,ffa SyncClock,ffa aus riscos-progs/HostFS und riscos-progs/SyncClock. Damit steht nun HostFS zum Booten zur Verfügung, und die RISC OS-Uhr wird regelmäßig mit der Uhr des Hostsystems abgeglichen.

Jetzt gilt es, die Konfiguration anzupassen. Das passiert in der Datei rpc.cfg. Damit unfallfrei gebootet werden kann, muss unbedingt
model = RPCSA
in dieser Datei stehen, da der „Dynamic Recompiler“ zwingend die StrongARM-Emulation voraussetzt, ansonsten kommt es zu bösen Instabilitäten. Um für die spätere Netzwerkkonfiguration schon gerüstet zu sein, kann man hier schon die Zeile
username = <your standard username>
eintragen – den Platzhalter mit dem Benutzer ersetzen, der den Emulator später ausführen wird.

Alle anderen Konfigurationen – Sound aktiv oder nicht, wieviel RAM und VRAM etc. – kann man später bequem über das RPCEmu-Menü setzen (Strg+Ende blendet das Menü ein).

RISC OS installieren

Letzter Schritt ist die Installation von RISC OS. Seit RISC OS 3.5 ist RISC OS ja quasi zweigeteilt: einmal das ROM, und einmal die „disc based components“, auch gerne mal vereinfacht „!Boot“ oder „Bootstruktur“ genannt.

Das ROM bekommt man natürlich von RISC OS Open Ltd. https://www.riscosopen.org/content/downloads/riscpc – abenteuerlustige Naturen verwenden einen 5.21-Nightly Build, eher konservative Nutzer begnügen sich mit der als stabil gekennzeichneten Version 5.20. Beiden gemeinsam ist, dass man in den Tiefen des jeweiligen ZIP-Archivs fündig wird: soft/!Boot/Choices/Boot/PreDesk/!!SoftLoad/riscos ist die Datei der Wahl, die ins Verzeichnis roms des RPCEmu kopiert werden muss.

Passend zur ROM-Version braucht man jetzt noch das „HardDisc4“-Disk-Image. Hier https://www.riscosopen.org/content/downloads/common kann man das runterladen unter „Disc based components“. Um es nochmal zu wiederholen, weil Fehler hier oft sehr merkwürdige Auswirkungen haben – wichtig: passend zur ROM-Version! Ich empfehle die „self-extracting archives“, dann braucht man nicht extra noch einen Entpacker. Die Datei kopiert man nach „hostfs“, damit sie von innerhalb RISC OS zur Verfügung steht.

Jetzt ist es endlich soweit, und RPCEmu kann gestartet werden: einfach rpcemu ausführen. Standardmäßig ist im mitgelieferten cmos.ram ADFS als Bootdateisystem konfiguriert, deshalb kommt man nicht mal in den Desktop. Also schnell von der Kommandozeile in RISC OS konfigurieren:
*co. filesystem HostFS
Dann einfach
*desktop
tippen und man kommt in die graphische Oberfläche. Hier auf das HostFS-Laufwerksitem clicken, das vorher dort platzierte HardDisc4-File mit dem Filetype „Utility“ ausstatten, doppelclicken und warten bis sich alles entpackt hat. Es entsteht ein Verzeichnis „HardDisc4“ – den Inhalt dieses Verzeichnisses ins Root verschieben.

Netzwerk einrichten

Die Kür ist die Netzwerkinstallation. Die soll hier gar nicht im Detail behandelt werden, denn die RPCEmu-Doku ist hier sehr gut und erlaubt ein schrittweises Einrichten.

In Kurzform:

  • rpcemu künftig per sudo starten
  • per iptables und sysctl das Tunnelling konfigurieren
  • im RPCEmu-Menü das Netzwerk aktivieren (Strg+Ende, Settings -> Networking -> IP-Tunneling)
  • RISC OS-Netzwerktreiber installieren
  • RISC OS-TCP/IP-Konfiguration durchführen

Quellen

RPCEmu-Homepage http://www.marutan.net/rpcemu/
Linux compile from source http://www.marutan.net/rpcemu/linuxcompile.html
RPCEmu networking http://www.marutan.net/rpcemu/manual/network.html
Linux networking: binary config http://www.marutan.net/rpcemu/manual/net-lin.html
Linux networking: IP tunnelling http://www.marutan.net/rpcemu/manual/net-lin-tun.html
Networking: RISC OS network driver install http://www.marutan.net/rpcemu/manual/net-ro.html
Networking: RISC OS configuration for IP tunnelling http://www.marutan.net/rpcemu/manual/net-ro-tun.html

Der Expertentipp zum Abschluss

Wer wie ich mal probeweise die Linux-Maschine virtuell eingerichtet hat (z.B. via VirtualBox), sollte darauf achten, im BIOS die Virtualisierungsoptionen einzuschalten (VT-x, Intel VT, AMD-V oder ähnlich). Sonst ist die Performance eher unterirdisch, und man kann auch auf 64bit-Systemen nur 32bit-Gastsysteme betreiben.

 

Aemulor-Innereien

Adrian Lees, Autor von Aemulor (Pro) und Geminus, hat zwei Artikel ins Netz gestellt, die der eine oder andere vielleicht schon aus der Foundation RISC User kennt. Darin werden einige interessante Details zur Implementierung von Aemulor und Aemulor Pro beschrieben.

Wer die letzten zwölf Jahre unter einem Stein gelebt hat: Aemulor ist ein High-Performance-Emulator für 26bit-Software auf 32bit-only-Plattformen wie IYONIX pc, A9home, Raspberry Pi, BeagleBoard, PandaBoard und ARMX6. Aemulor Pro setzt noch einen drauf und bietet nicht nur eine Plattform für gewöhnliche WIMP-Anwendungen, sondern emuliert auch alles notwendige für Dateisysteme aller Art (Win95FS, LanMan98, CDROMFS) und bietet eine Emulation für sogenannte „low colour depth screen modes“ – neuere Systeme fangen meist erst bei 8bpp an, während bis zum Risc PC noch alles bis runter zu 1bpp unterstützt wurde – und tatsächlich wurde das auch von Anwendungen wie Sibelius 7 verwendet.

Besonders zur Anfangszeit des IYONIX pcs war Aemulor beinahe unverzichtbar, weil die Konvertierung der Anwendungen von 26bit nach 32bit doch recht zäh war, und außerdem absehbar war, dass einige wichtige Anwendungen wohl noch eine lange Zeit nicht konvertiert werden würden (Impression-Familie, Artworks, Photodesk) – dass heute eigentlich bis auf Impression und Sibelius keine der „großen“ Anwendungen mehr auf Aemulor angewiesen ist, sollte als positives Zeichen für die Plattform aufgefasst werden.

An dieser Stelle ein persönlicher Dank an Adrian Lees, der dieses Stück Software, das beinahe an Magie grenzt, über all die Jahre gehegt und gepflegt hat und den Nutzern der neuen Cortex-A8/A9-Plattformen kostenlos zur Verfügung stellt.

RISC OS-Projekte: ein kompetenter Browser

In der Reihe „RISC OS-Projekte“ soll es um Anregungen gehen für Menschen mit zu viel Freizeit. Es sollen Projekte beschrieben werden, die sowohl interessant sind, technisch anspruchsvoll und mit hohem Mehrwert für die RISC OS-Community. Den Anfang macht quasi eines der größten denkbaren Projekte überhaupt.

Die Geschichte der Browser für RISC OS ist lang. Es begann mit ArcWeb und Webster im Bereich Freeware. Dann kam die lange Reihe an Versuchen, Browser zu verkaufen: Fresco (immer nur erhältlich im Gesamtpaket der ANT Internet Suite), Webite (als Teil von Termite Internet), WebsterXL, Acorn Browse, Oregano, Oregano 2. Ein kurzes Zwischenspiel gab es mit einer Portierung von Firefox 2, die aber recht langsam und instabil war und nicht wirklich in RISC OS integriert war. Aktuell ist nur einer übrig geblieben: NetSurf, der unter der GPL steht und ständig weiterentwickelt wird.

Das Problem: das Internet entwickelt sich weiterhin rasant weiter. HTML5 und CSS3 sind aktuell die Standards, dazu tiefe JavaScript-Integration zur DOM-Manipulation. Die ständig zunehmende Verwendung von komplexem JavaScript erfordert außerdem ausgefeilte Optimierungsmechanismen bei der JavaScript-Interpretation. NetSurf hinkt schon heute dem Stand der Technik weit hinterher und hat bis heute keine anständige JavaScript-Unterstützung. Die Ziele der NetSurf-Entwickler sind sicher weitgehend passend für RISC OS-Zwecke (speicherplatzsparend, schnell, kompakt, gutes schlankes UI), aber was hilft das, wenn moderne Webseiten schlicht nicht zugänglich sind? Das sollte nicht als Kritik an NetSurf missverstanden werden – die Entwicklerkapazitäten sind dort begrenzt, und der Wettlauf gegen die Aktualisierung der Standards ist kaum zu gewinnen ohne ein großes Vollzeit-Entwicklerteam.

Im RISCOSOpen-Forum gibt es dazu einen Thread mit einer recht interessanten Diskussion dazu.

Unterm Strich bleibt meines Erachtens nur eine sinnvolle Option: die Portierung von Firefox/Gecko oder WebKit/Blinks. Nur damit ist garantiert, dass der Browser anständig kompatibel ist und bleibt mit den aktuellen Inhalten des Webs. WebKit scheint rein vom Portierungsaufwand her die bessere Wahl zu sein – es ist die deutlich jüngere Codebasis, wurde schon auf viele auch spärlich ausgestattete Plattformen portiert, und scheint generell besser modularisiert zu sein als Firefox bzw. Gecko.

Also, frisch ans Werk. Es braucht jemand, der sowohl unter RISC OS als auch unter Linux zuhause ist. Jemand, der die UI-Toolkits unter Linux kennt und natürlich WIMP-Experte ist. Jemand, der C und C++ im Schlaf beherrscht. Jemand, der die notwendige Entwicklungsinfrastruktur aufsetzen kann und dann natürlich auch betreibt. Und jemand, der reichlich Freizeit hat, um das Projekt voranzutreiben. Mit anderen Worten: einer allein wird das wohl kaum schaffen.

Grobe Vorgehensweise: einen ausreichend leistungsfähigen Linux-Server anmieten. Die heutzutage notwendige Infrastruktur aufsetzen (Gerrit/Git, Jenkins, GCCSDK). Das WebKit-Git-Repo clonen. Die WebKit-Portierung finden, die RISC OS technisch am nächsten ist. Code branchen und anfangen, den technischen Minimaldurchstich zu implementieren (hier gibt es Hinweise dazu). Nach und nach die Lücken füllen – vermutlich wird es sinnvoll sein, einige der Mainstream-Libs zu portieren wie Cairo und Freetype. Die notwendigen Anpassungen für die RISC OS-Portierung als Patches upstream zur Verfügung stellen. Eine anständige RISC OS-GUI drumrumstricken. Herausfinden, dass WebKit inzwischen von Blink abgelöst wurde. Gehe zurück auf Los. Froh sein, dass man die Basislibs schon portiert hat.

Ein ironisch-sarkastischer Beitrag zum Browser-Thema findet sich hier. „Because there are four of you“ könnte zum geflügelten RISC OS-Ausspruch werden. Das Original von Peter Naulls ist auch immer noch von gewisser Aktualität und zeigt, wie alt das „Browser-Problem“ schon ist.

Bewegung im GCCSDK-Repository

Um halbwegs auf dem Laufenden bezüglich der GCC-Entwicklung der Geschmacksrichtung RISC OS zu bleiben, schaue ich ab und zu mal rein, was im SVN-Trunk von GCCSDK so läuft.

Seit ein paar Tagen gibt es interessante Commits von Lee Noar, der schon der Hauptverantwortliche für den RISC OS ELF-Support war. Die Schlüsselworte lauten Clang und LLVM.

Clang ist – compilertechnisch gesprochen – ein Frontend für C, C++ und Objective-C, das an die Compiler-Infrastruktur von LLVM angeflanscht werden kann. LLVM arbeitet dann als Backend, um den von Clang gelieferten Input in was Maschinentaugliches zu verwandeln.

Warum Clang/LLVM anstatt GCC? Die Clang- und LLVM-Codebasis ist deutlich jünger und übersichtlicher, die Weiterentwicklung ist sehr dynamisch, der Compilevorgang viel schneller und speichersparender. LLVM kann Bytecode erzeugen, der dann in einer VM ausgeführt werden kann – daher hat LLVM auch seinen Namen.

Wo sind die Haken? Der ARM-Codegenerator von LLVM ist wohl hauptsächlich auf ARMv6/ARMv7 optimiert. Die Portierung auf non-Unix-Plattformen gilt als eher schwierig. Die Details bezüglich EABI/APCS-32 usw. sind bisher eher unklar. Also zumindest mir 🙂

Übrigens kann GCC per DragonEgg so umgedingst werden, dass LLVM als Backend verwendet werden kann.

Mit dem Raspberry Pi drahtlos ins Netz

Wir RISC OSler müssen ja leider derzeit auf anständige (oder genauer: auf irgendeine) WLAN-Unterstützung in unserem Lieblings-OS verzichten. Aber wie so viele Softwareprobleme kann auch dieses durch Hardware erschlagen werden. Ich will im folgenden Beitrag solche Geräte vorstellen.

Die Geräte funktionieren natürlich nicht nur mit dem Raspberry Pi, sondern auch mit allen anderen RISC OS-Rechnern, die entsprechende Anschlüsse (Ethernet und/oder USB) aufweisen. Ich habe (noch?) nicht im Einzelnen geprüft, ob die Geräte alleine mit RISC OS-Mitteln konfiguriert werden können (das scheitert normalerweise an der fehlenden JavaScript-Fähigkeit der Browser) – nicht nur, weil ich nicht alle genannten Geräte besitze, sondern weil ich über das Stadium, ausschließlich RISC OS verwenden zu wollen, lange hinaus bin.

Sollte jemand Interesse an einem bestimmten Gerät haben, kann ich das auf Anfrage aber näher unter die Lupe nehmen.

Mit dem WLAN-Client ins WLAN

Unter einem WLAN-Client versteht man ein Stück Hardware, das einen Ethernet-Anschluss hat und quasi eine Bridge in ein beliebiges WLAN etablieren kann.

Kandidaten aus diesem Bereich:

 

Mit dem WLAN-Repeater ins WLAN

Eigentlich sind WLAN-Repeater dazu da, die Reichweite des heimischen WLANs zu erweitern. Es gibt aber Produkte dieser Kategorie, die nicht nur „repeaten“ können, sondern zusätzlich einen Ethernet-Anschluss anbieten, um drahtgebundene Geräte mit ins WLAN integrieren zu können. An diesen Anschluss kann man natürlich auch einen Switch anschließen, um mehrere Geräte ans WLAN anzudocken.

Mit dem WiFi-Hotspot ins mobile Internet

Die Produktgruppe der WiFi-Hotspots erfreut sich seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit. Der WiFi-Hotspot hat die Aufgabe, eine Verbindung ins Mobilfunknetz (möglichst über UMTS oder gar LTE natürlich) herzustellen und diese Datenverbindung dann über WLAN für interessierte Clients bereitzustellen.

Und da war bisher der Haken für uns RISC OSler: man konnte sich eben nur per WLAN verbinden. Jetzt habe ich aber ein Gerät gefunden, das zusätzlich noch einen gewöhnlichen Netzwerkanschluss anbietet: der Huawei E5730. Als zusätzliches Goodie ist das Teil gleichzeitig noch eine Powerbank mit 5200 mAh Kapazität – was gleichzeitig dafür sorgt, dass man den ganzen Tag vom Stromnetz unabhängig arbeiten kann. Zwei kleine Wermutstropfen muss man aber verkraften: es ist kein Anschluss für eine externe Antenne verfügbar (das ist sehr nützlich in ländlichen Gebieten oder im fahrenden KfZ), und es wird kein LTE unterstützt – dafür ist 3G mit DC-HSPA+ bis zu 42,2 MBit/s vertreten.

Bei den LTE-tauglichen Geräten habe ich keines gefunden, das mit einem Ethernet-Anschluss aufwarten kann. Dafür gibt es dann schicke Displays und manchmal sogar (micro)SD-Card-Slots zur Datenbereitstellung für die Clients, quasi als WLAN-Cardreader. Das ultimative Gerät, das all die schönen Features kombiniert, scheint es noch nicht zu geben.

Mit dem USB-Surfstick ins mobile Internet

Dank Thomas Milius und seinem COMCentre gibt es eine direkte Möglichkeit, USB-fähige RISC OS-Rechner ins mobile Internet zu bringen. COMCentre unterstützt verschiedene USB-Surfsticks wie z.B. den Huawei E173 oder K3765. Damit ein Surfstick mit COMCentre zusammen funktioniert, muss er über USB eine serielle Schnittstelle anbieten, über die dann COMCentre das Gerät quasi wie ein Modem in der guten alten Zeit ansprechen kann.

COMCentre kann man hier herunterladen.

Raspberry Pi 2 – Läuft bei mir

Zur Feier der Verfügbarkeit des Raspberry Pi 2 habe ich mir spontan einen bestellt. Die gute Nachricht: nur eine Woche nach dem Release der Hardware läuft RISC OS bereits problemlos drauf.

Kurzes HowTo für die Ungeübten:

  • microSD-Karte per SystemDisc vorbereiten
  • „Loader“-DOS-Image befüllen
    • Dateien von GitHub herunterladen
      • für die GitHub-Ungeübten: nicht direkt den Link zum Herunterladen nutzen, sondern auf den Link klicken und dann den „View Raw“-Link zum Herunterladen benutzen
      • man braucht die Dateien bootcode.bin, fixup.dat, start.elf
      • config.txt mit folgendem Inhalt dort erzeugen (vollständige Doku für Experimentierfreudige hier und hier):
        fake_vsync_isr=1
        init_emmc_clock=100000000
        kernel=riscos.img
    • RISC OS-Image herunterladen von RISCOSOpen Ltd
      • dort das Beta RPi ROM ZIP herunterladen (die Release-Version RC12a läuft nur auf den Vorgängermodellen)
      • aus dem ZIP die Datei riscos extrahieren und als riscos.img kopieren
  • Filecore-Teil der SD-Karte mit dem HardDisc4-Discimage (Nightly Beta, die Release-Version funktioniert nicht gescheit mit den neueren Beta-ROMs) von hier befüllen

Wie das früher ohne SystemDisc ging – keine Ahnung.

„RISC OS 944MB“ lautet die Startup-Meldung. Cool.

Übrigens hat der Raspberry Pi 2 einen interessanten Zweitnutzen: wenn das Netzteil zu schwächlich ist oder dessen USB-Kabel für zu viel Spannungsabfall sorgt, wird oben rechts in der Ecke eine Art Regenbogen-Quadrat als Video-Overlay eingeblendet. Ich konnte dadurch ein paar Billigkabel aus meinem reichhaltigen Angebot direkt aussortieren.