RISC OS demnächst unter Apache-Lizenz

Es gibt Bewegung an der RISC OS-Lizenz-Front. Vor wenigen Stunden kam die für mich überraschende Nachricht, dass die von vielen ungeliebte Castle-Lizenz demnächst durch die Apache 2.0 License abgelöst wird.

Zuvor gab es die Ankündigung, dass RISC OS Developments Ltd. (im Prinzip Andrew Rawnsley von R-Comp/RCI und Richard Brown von Orpheus Internet/GeneSys Developments Ltd. neben ein paar ungenannten Investoren, gegründet im April 2017, einzig bisher sichtbares Ergebnis: das OBrowser-Frontend zum Otter-Browser-Port, und keinesfalls nicht zu verwechseln mit der angekündigten, aber nie vollzogenen Umbenennung von RISCOS Ltd. nach RISCOS Developments Ltd. von anno 2004 beim letzten großen RISC OS-Lizenzkrach) die Rechte an RISC OS komplett durch die Übernahme von Castle Technology erworben hat – ein paar Details nebst ein wenig historischem Kontext dazu bei RISCOSitory.

Was bedeutet das in der Praxis? Man weiß es nicht. Wer bisher aufgrund der “aber es ja gar nicht echtes Open Source!”-Problematik nicht an RISC OS mitarbeiten wollte, hat nun keine Ausreden mehr. Oder besser gesagt: diese eine Ausrede gibt es nicht mehr, aber es ist natürlich immer noch nicht GPL (die Lieblingslizenz derer, die lieber schwätzen als machen) und der Compiler wird vermutlich auch nicht unter der APL freigegeben (dazu gibt es zumindest noch keine Infos), d.h. die Mitentwicklung an RISC OS erfordert weiterhin, ein paar Euros in die Hand zu nehmen.

Als problematisch empfinde ich, dass der Zwang der Castle-Lizenz zum Feedback von Änderungen von kommerziellen Lizenznehmern nun wegfällt. Das bedeutet prinzipiell eine Fork-Gefahr durch kommerzielle Verwender, was das fragile RISC OS-Gebilde doch sehr beschädigen könnte. Hätte R-Comp die bei der ARMX6-Entwicklung vorgenommenen Änderungen wirklich in die Mainstream-Version zurückgespeist? Da bin ich unsicher. Die wenigen Firmen, die noch im RISC OS-Markt tätig sind, sind aus meiner Sicht nicht gerade als große Verfechter der Open Source-Idee bisher in Erscheinung getreten, sondern eher als Schmarotzer der großen Open-Source-Welt. Die Versuchung, billige ARM-Boards mit einer RISC OS-Portierung in teure RISC OS-Maschinen zu verwandeln und die notwendigen Treiber für sehr relevante Zeiträume (also deutlich länger als die bisher durch die Castle-Lizenz maximal vorgegebenen 12 Monate) Closed-Source zu halten, dürfte riesig sein.

Im Prinzip könnte solch einer Fehlentwicklung nur durch eine starke Community begegnet werden, die den Open-Source-Gedanken hochhält und Firmen weitestgehend boykottiert, die diese Ideen konterkarieren wollen. Leider ist die RISC OS-Community nach meiner Einschätzung ungefähr das glatte Gegenteil – die Neigung, aufgrund irgendwelcher Versprechungen irgendwem reichlich Geld in den Rachen zu werfen scheint mir ungebrochen – “to support the market”, wie es immer so schön heißt. Spricht aber eben nicht für einen gesunden Markt, wenn man Geld für etwas zahlt, was man eigentlich nicht haben will oder zumindest nicht für den aufgerufenen Preis.

Aber es freut mich, dass die ewige Lizenzdiskussion nun hoffentlich endgültig ein Ende hat. RISC OS ist jetzt echtes Open Source! So richtig OSI! Ohne wenn und aber! Die letzten Signale waren nicht gerade so, dass man das erwarten durfte, Relicensing von altem IP-Zeugs ist immer eine Aufgabe, zumal bei der vorliegenden Historie von RISC OS von mehr als 30 Jahren.

Demnächst ist die RISC OS London Show, da gibt es eventuell mehr Details zu erfahren.

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