Man schrieb den 31.Oktober 1997. In London fand die Acorn World statt, und CDBurn wurde dort im Vertrieb von WSS (Warm Silence Software) zum ersten Mal öffentlich vorgestellt.
Man erinnere sich zurück: es war die letzte Acorn World, der Risc PC war noch „state of the art“ und hatte gerade durch den StrongARM eine Frischzellenkur erhalten. CD-Brenner waren teuer und nur als SCSI-Geräte erhältlich. CD-R-Medien kosteten mindestens 10 DM, oft auch 15 DM. 74min/650MiB waren die maximal erhältliche Kapazität. Fast unendliche Weiten in Zeiten, wo die Festplatten noch im deutlich einstelligen GB-Bereich unterwegs waren, vor allem in der Geschmacksrichtung SCSI waren 2 GB schon fast High-End. Ironischerweise wurde die Software selbst noch auf Floppy Disc verkauft. DD 800 KiB wohlgemerkt.
Der einzige unterstützte Brenner war der Philips CDD2000, die Variante CDD2600 folge kurz darauf. Ich hatte damals das Glück, dass ich einen Brenner gekauft hatte, der eine öffentlich zugängliche Doku zum Command Set hatte – die Konkurrenz von Teac, Sony und Yamaha war da wesentlich verschlossener, man musste tatsächlich NDAs nach USA faxen, und die Antwort brauchte teilweise Monate. Von Teac habe ich bis heute nix gehört.
Die erste CDBurn-Version war „gerade so“ fertig geworden (und meine Entscheidung, die Software in Ada zu schreiben, ist im Rückblick auch nur durch eine Mischung aus Optimismus und Wahnsinn zu erklären) – die Audio-CD-Funktionalität war schon recht ausgereift, aber bei den Daten-CDs haperte es noch gewaltig. Es gab noch keine Möglichkeit, ein ISO-Image zu erzeugen, ehrlicherweise war es deshalb auch die Versionsnummer 0.99 – deshalb wurde ein quick’n’dirty port von mkisofs beigelegt, um zumindest nominell dieses Feature abhaken zu können. Auf der Acorn World sprach ich mit vielen potenziellen Käufern und versprach baldige Lieferung des ISO9660-Formatters – ein Versprechen, das viele vom Kauf überzeugte und das ich Gott sei Dank noch im selben Jahr mit dem Release 1.00 (ein kostenloses Update) halten konnte.
Einzige Konkurrenz damals war CDScribe von Eesox – die verkauften aber die Software nur im Bundle mit dem Laufwerk, und dieses auch noch gut doppelt so teuer wie das Laufwerk alleine kostete. Audiotechnisch war die Software auch stark unterbelichtet, und der beigelegte ISO9660-Formatter war auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Vermutlich deshalb eroberte CDBurn den Markt im Sturm, obwohl gemessen an der PC-Konkurrenz doch eher featurearm und nicht billig.
Über die Jahre wurde featuretechnisch kräftig aufgerüstet, die Updates blieben kostenlos: Multisession-Unterstützung, Joliet-Unterstützung und konfigurierbares Namemapping für ISO9660, CD-RW-Unterstützung, Unterstützung aller MMC-kompatibler Laufwerke, IDE-Unterstützung für Risc PC/A7000, APDL/Microdigital und Simtec/RiscStation, Upgrader um endlich neue Versionen per Download anbieten zu können, und schließlich 32bit-Kompatibilität und Unterstützung für den IYONIX pc. Abfallprodukt der IYONIX-Kompatibilität war die abgespeckte Version CDBurn Lite, die jedem Castle IYONIX pc beilag.
Besonders die 32bit-Kompatibilität halte ich bis heute für ein Wunder, das nur durch Dummenglück erklärbar ist. Klar, es hilft auch, wenn man einen Martin Würthner kennt, der mal kurzerhand eine GNAT-Runtime patchen kann. Aber dass das ARM-Backend des GCC 2.7.2.1 tatsächlich ARMv8-kompatiblen Code erzeugen kann, ist auch als so ein Wunder zu bewerten.
2004 gründete ich dann hubersn Software, um den Vertrieb in die eigene Hand zu nehmen. Es folgte die Integration der DVD-Unterstützung für die neue Generation DVD-Brenner, was die Umbenennung in CDVDBurn nach sich zog, um schon namentlich klar zu machen, dass nun sowohl CDs als auch DVDs gebrannt werden konnten.
Und damit endet die Geschichte der offiziellen Releases – bis heute sind die Ergebnisse der weiteren Entwicklung nicht in einem neuen Release gemündet, sondern werden nur an Interessierte als Beta-Testversionen verteilt. Dazu gehört die DVD-RAM-Unterstützung, die USB-Unterstützung für RISC OS 5, die Blu-Ray-Unterstützung, der CD/DVD/Blu-Ray-Extraktor, die ARMv7-/ARMv8-Kompatibilität für die neue Hardware-Generation vom BeagleBoard bis zum Raspberry Pi 3, die Unterstützung für das neue S-ATA-taugliche ADFS im Titanium.
Der letzte Plan war, all diese Erweiterungen in einem „20th anniversary release“ zu bündeln, aber es fehlte etwas Zeit, um die Sache abzurunden: BD-R und BD-RE in der Dual-Layer und XL-Variante ist noch nicht unterstützt, DVD-R kann nach wie vor nicht geschrieben werden, und an der Kompatibilität mit den modernen (sprich: noch im Handel verfügbaren) Laufwerken hapert es auch noch. Ziel wäre, ein USB-Laufwerk und ein S-ATA-Laufwerk zu finden, mit dem problemlos CD-R/CD-RW/DVD+R/DVD+RW/DVD-RAM/BD-R/BD-RE geschrieben werden können.
Sollte es doch dieses Jahr noch ein Release geben – Arbeitstitel „CDVDBurn 3“ – Leser dieses Blogs erfahren es als erste.