JPEG-Bounty: Testversion verfügbar

RISCOS Open Ltd. hat die Verfügbarkeit einer neuen Testversion des SpriteExtend-Updates zur Verbesserung des JPEG-Supports verkündet. Die Entwicklung erfolgt im Rahmen des Bounties “Update JPEG support”.

Worum geht es? RISC OS unterstützt nativ seit Anbeginn der Zeit nur ein einziges Bitmap-Format: das hauseigene “Sprite”-Format. Also das Äquivalent zu BMPs unter Windows. Mit RISC OS 3.6 änderte sich das: JPEG wurde ab da ebenfalls unterstützt. Und zwar mittels “on-the-fly-decoding”, also nicht wie frühere Tools wie ImageFS(2) per einmaliger Umwandlung ins Sprite-Format. Das hat besonderen Charme, weil es den Speicherverbrauch niedrig hält – das JPEG bleibt halt als JPEG im Speicher, und wann immer ein Redraw verlangt wird, wird dieser Bildschirmausschnitt aus den Originaldaten bepixelt. Man kann diesen Effekt schön sehen, wenn man in Draw einmal das JPEG reinzieht und einmal das in ein Sprite konvertierte JPEG verwendet – am Speicherverbrauch von Draw erkennt man sofort den Unterschied. Und auch bei der Redraw-Geschwindigkeit – da ist die native JPEG-Variante naturgemäß im Nachteil.

Wie so vieles in RISC OS (man denke an den Netzwerk-Stack) ist auch der JPEG-Support in die Jahre gekommen. Der Code basiert auf Version 4 der Library der Independent JPEG Group von 1993, also Steinzeit. Die neueste Version 9b dieser Bibliothek wurde gestern veröffentlicht. Nun ist alt nicht gleich schlecht, aber in diesem Falle sind eben alle JPEG-Weiterentwicklungen an RISC OS spurlos vorüber gegangen, z.B. die Unterstützung für andere Farbräume als YUV (RGB, CMYK), die progressive Codierung anstatt der normalen linearen (häufig genutzt auf Webseiten, so kann man schon während des Herunterladens eines Bildes dieses in zunehmend besserer Qualität darstellen), Interlace-Codierung, die neue arithmetische Codierung zur Verbesserung der Kompressionsrate, die neue lossless-Kompressionsvariante, vergrößerte Farbräume.

Die veraltete Unterstützung sorgte so für seltsame Blüten bei der Anwendungssoftware. In den allermeisten Fällen wurde entweder zuerst die JPEG-Decodierung dem Betriebssystem überlassen, und wenn das Format inkompatibel war, wurde auf eine eigene Implementierung zurückgegriffen. Oder es wurde gleich eine neuere Version der Referenzimplementierung verwendet. Irgendwann sind dann JPEGs aufgetaucht, die die OS-Implementierung in eine Endlosschleife geschickt haben statt einen Fehler zu produzieren. Kurz: die OS-Implementierung wurde eher hinderlich als nützlich.

Höchste Zeit also für den Frühjahrsputz. Den ersten Aktivitätsnachweis gab es Ende November letzten Jahres, gestern nun das Update. Viele Ziele des Updates sind bereits erreicht: Unterstützung für die Progressive- und Interlace-Codierung, andere Farbräume von RGB bis CMYK, die Arithmetic-Codierung. Das bereitgestellte Modul ist “softloadable” auf allen Maschinen ab ARMv4, also im Prinzip für alles ab Risc PC.

tl;dr: Neues SpriteExtend-Modul, viel besser als das alte. Runterladen und ausprobieren.

Übrigens: nach dem Update ist vor dem Update. JPEG XT, JPEP-LS, JPEG 2000, JPEG XR, JBIG…

Comments are closed.

Post Navigation