Der IYONIX pc war bekanntlich das erste RISC OS-taugliche Mainboard, das mit Standard-ATX-Netzteilen zusammenarbeitete. Auf dem langen Weg vom ersten Archimedes (vermutlich war die Parallelschnittstelle die einzige “standardkonforme” Schnittstelle – die serielle war RS423 statt RS232, der Monitorausgang war 9polig aber immerhin signaltechnisch weitgehend “PC-kompatibel”, der Floppyanschluss war zwar Shugart-kompatibel aber eher wählerisch) über den A5000 (IDE, Parallel, Seriell, VGA, Floppy – alles weitestgehend kompatibel zum damaligen PC-Standard, aber immer noch die merkwürdige Acorn-Tastatur mit dem integrierten Busmaus-Anschluss) bis zum A7000 (endlich PS/2 sowohl für Maus und Tastatur) war man immer näher an die Welt der Standardkomponenten und -schnittstellen gerückt. Nur Gehäuse und Netzteil blieben bis zuletzt proprietär.
Mit dem IYONIX pc fielen auch diese beiden Bastionen – die Platine im ATX-Format, und das Netzteil dazu passend. Allerdings stellte sich bald heraus, dass der IYONIX eine echte Mimose war wenn es um die Zusammenarbeit mit der PC-Netzteil-Welt ging. Das Problem: er brauchte zu wenig Strom, vor allem auf dem 12V-Zweig. Und so war es eine gute Idee, das Gehäuse mit Platten und Brennern vollzustopfen, was dann die häufigeren Problemchen beim Kaltstart weitestgehend eliminierte.
Das Titanium-Board von Elesar ist in gewisser Hinsicht der natürliche Nachfolger des IYONIX. Nicht nur, weil das Hauptdesign von derselben Person stammt. Sondern auch weil das Board eben in gewöhnliche ATX-Gehäuse passt und mit ATX-Netzteilen zusammenspielen soll. Soll. Denn ganz so einfach ist es auch diesmal nicht. Die Basisanforderungen scheinen noch einfach zu erfüllen zu sein: ATX 2.3 oder neuer muss es sein, und der Mainboard-Connector ist der ältere 20Pin-Typ, so dass nur Netzteile mit der 20+4-Konfiguration in Frage kommen. 4 S-ATA-Stromstecker wären auch gut, denn das Board unterstützt bekanntlich (und das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal) 4 S-ATA-Geräte. Aber wie immer steckt der Teufel im Detail.
Inzwischen ist die PC-Welt ja bezüglich des Leistungsbedarfs eines Rechners weit enteilt. Unter 400W kann man ja fast nur riskieren, wenn man mit Chipsatz-Grafik auskommt und nicht allzu viele Laufwerke betreiben will. Beim Titanium wäre ein 200W-Netzteil eher angebracht. Und Schaltnetzteile brauchen nun mal in den meisten Konstruktionen eine gewisse Mindestlast, um sicher anzuspringen und stabile Spannungen zu liefern. Ironischerweise gab es zuletzt ein Update an der PC-Front, damit die Netzteile auch die extrem stromsparenden C6/C7-“Deep Power Down”-Modi der Intel-Prozessorgeneration ab Haswell funktionieren.
Drei Netzteile habe ich mit dem Titanium-Board zusammen getestet: ein No-Name-550W-Netzteil, ein be quiet! Pure Power 10 300W und ein be quiet! Straight Power 10 400W. Ergebnis: nur das Straight Power 10 funktioniert ohne Macken und Zucken mit der von mir definierten Minimallast “Titanium-Board und SSD”, die anderen Kandidaten brauchten nicht weniger als 3 Brenner, bis der Startup absolut zuverlässig funktionierte. Ob das mit dem laut Datenblatt “Zero Load Design” zu tun hat, weiß ich nicht – eine Gegenprobe mit dem preiswerteren System Power 8 wäre interessant, das Pure Power 10 hat dieses Feature nicht.
Das Straight Power 10 ist auch sonst eine absolute Empfehlung. Der 135mm-Lüfter ist nahezu unhörbar, es hat absolut ausreichend Anschlüsse für S-ATA-Geräte sowie althergebrachte Molex- und Berg-Stecker (auch in S-ATA-Zeiten oft noch nützlich für Zusatzgeräte wie interne USB-Hubs oder Cardreader). Bisher bin ich so zufrieden, dass das Straight Power wohl auch den Weg in meinen nächsten Selbstbau-PC finden wird. Die fünf Jahre Herstellergarantie sind ebenfalls vertrauenserweckend.